: Esso schmiert ab
Ölmulti verlegt gut 200 Jobs aus der deutschen Unternehmenszentrale in die tschechische Hauptstadt
Hamburg taz ■ Esso reduziert – trotzdem keine gute Nachricht. Zumindest nicht für den Standort der Deutschland-Zentrale des Öl-Multis in Hamburg. Denn es geht nicht um Schadstoffe, sondern um Jobs: Und von denen verschwinden mindestens 200 Richtung Prag. Der Konzern verlegt Teile der Verwaltung aus der Hansestadt nach Tschechien.
Dieser Schritt ist zwar offiziell noch nicht bestätigt, weil es noch zu früh sei, konkrete Zahlen über Jobs zu nennen, vermeldet Konzernsprecher Rainer Abbenseth. Jedoch steht fest, dass Esso als Tochter des Giganten ExxonMobil in die europaweite Strategie des Konzerns eingebunden wird. Und das heißt, dass Exxon seine Buchhaltung für alle europäischen Töchter künftig zentral von Prag aus managen will. Osteuropa ist noch Billigland für die Multis, da bietet es sich an, die Lohnkosten nach unten zu drücken. Erst gestern hatte die taz über die Pläne der Rolltreppenfirma Otis aus Stadthagen bei Hannover berichtet, die komplette Produktion nach Tschechien zu verlegen.
Das Schaffen zusätzlicher Stellen als Ausgleich für Hamburg ist bei Exxon nicht geplant.
Der Energiekonzern kann dabei über wirtschaftliche Sorgen an sich nicht klagen. Zwar ging der Gewinn im Jahr 2002 von 995 Millionen Euro im Jahr zuvor auf 324 Millionen deutlich nach unten, doch war das herausragende Ergebnis von 2001 ein Sonderfall gewesen, weil Esso in diesem Jahr Millionen-Rückzahlungen durch das Land Niedersachsen kassiert hatte. Stattdessen hatte Vorstandschef Ingolf Lachmann auf der Bilanz-Pressekonferenz noch von einem „ganz guten operativen Ergebnis“ gesprochen.
Das den Managern offenbar jetzt nicht mehr ausreicht. Die Stimmung am Unternehmenssitz am Kapstadtring in der Hamburger City Nord ist entsprechend angespannt. Knapp 1000 Mitarbeiter hat Esso in Hamburg in Beschäftigung. Weitere Standorte des Multis in Deutschland sind Hannover, Köln und Ingolstadt, so dass Esso Deutschland insgesamt auf fast 3000 MitarbeiterInnen kommt.
Im letztjährigen Geschäftsbericht spricht Esso von „den hohen gesellschaftsethischen Normen, die im gesamten Konzern gelten“. Gut für die Beschäftigten zu wissen. PETER AHRENS