: Kirchliches Streichkonzert
Synode der Nordelbischen Kirche segnet drastisches Sparkonzept ab. Die Etats des Rauhen Hauses in Hamburg und der Diakonischen Werke werden erheblich gekürzt
Die Nordelbische Kirche hat sich dem Sparzwang gebeugt: Ohne großen Widerstand aus den eigenen Reihen hat die Synode Nordelbiens weit reichende Sparbeschlüsse der Kirchenleitung akzeptiert. „Wir streichen heute die Kirche zusammen“, stöhnte ein Synodaler in einer Sitzungspause im Rendsburger Christopherushaus am Wochenende.
Um den Haushalt für das Jahr 2005 auszugleichen, muss die Synode rund 10 Millionen Euro sparen. Hintergrund sind drastische Einnahmeverluste der Kirche. Allein bei der Kirchensteuer wird ein Rückgang um 25 Prozent erwartet. „Wir können nur das ausgeben, was wir haben“, warb die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter für das Sparkonzept, mit dem die Kirchenleitung das Kirchenparlament konfrontierte. Es umfasst rund 60 Punkte und reicht vom künftigen Erheben von Parkgebühren für die Mitarbeiter des Kirchenamtes in Kiel bis zum Rauhen Haus in Hamburg. Hier sollen bis 2008 etwa 460.000 Euro eingespart werden – bisher gab die Kirche für die Ausbildungsstätte der Diakone 710.800 Euro aus. Der Standort soll in Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg erhalten bleiben, sicherte Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen zu.
Auch die beiden Diakonischen Werke müssen künftig mit 550.000 Euro weniger auskommen. Mittelfristig sollen sie zusammengelegt werden. Auch für die Ausbildung von Religionslehrern an den beiden pädagogisch-theologischen Instituten in Kiel und Hamburg steht weniger Geld zur Verfügung, gekürzt wird um 510.000 Euro. Die Seemannsmission, die noch vor der vergangenen Synode im Februar vehement für ihre Arbeit geworben hatte, verzichtete jetzt in Rendsburg auf Protest. Ihr Haushaltsansatz wird um die Hälfte auf 204.000 Euro reduziert. Beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt streicht die Kirche ihre Ausgaben um 450.000 Euro.
Im Vergleich etwa zum schleswig-holsteinischen Landtag fiel eines auf: Protest oder Lobby-Arbeit ist in der Nordelbischen Kirche etwas sehr Leises. Verbal harte Auseinandersetzungen gab es nicht, eher moderate Bitten aus dem Bauch heraus. Jepsen begründete dies damit, dass die Synodalen erkannt hätten, dass es keinen anderen Weg gebe.
Eines ist nach dieser Sparsynode in Rendsburg absehbar: Das Sparen wird auch für Nordelbien weitergehen. rüdiger ewald