Folies françaises

Die vierte „Cinéfête“ macht in drei Bremer Kinos Station

Die Franzosen sind ja zu recht auf vieles stolz: auf ihren Wein, den Käse, die Lebensart, die culture – und da besonders das Kino. Wenn bei den Filmfestspielen in Cannes alle Jahre wieder auch noch die scheußlichsten gallischen Machwerke hochgejubelt werden, ist das nur ein anrührender Auswuchs dieser patriotischen Cinéphilie.

Am liebsten wäre es den Franzosen außerdem, alle Welt spräche die schönste Sprache der Welt – natürlich die ihre. Doch da immer weniger deutsche SchülerInnen Lust haben, die Unterschiede zwischen accent grave und accent aigu zu pauken, hatte man im „service culturel“ der „Ambassade de France à Berlin“ l’excellente idée, die deutschen SchülerInnen hochoffiziell mit französischer Filmkunst zu missionieren.

Im europäischen Jahr der Sprachen 2000 wurde das erste Programm, ausgestattet mit neun französischen Filmen in Originalfassungen mit Untertiteln und umfangreichen pädagogischen Begleitheften, auf Reise durch deutsche Städte geschickt, sodass LehrerInnen sie gut in ihren Sprachunterricht einfügen konnten. Der Erfolg war groß: Die erste Cinéfête hatte 75.000 Besucher, bei der nächsten Ausgabe wurden 117.712 SchülerInnen gezählt. Wenn in Bremen mit der Schauburg, dem Atlantis und dem Kino 46 gleich drei Spielstätten die acht Filme der vierten Cinéfête zeigen, gibt das einen Eindruck davon, wie beliebt diese Sprachlektionen im Kino bei Lernenden wie Lehrenden sind. Einige Vorführungen sind schon ausverkauft – die morgendlichen ab 9 Uhr, wohlgemerkt.

Die Organisatoren waren so schlau, ihr junges Publikum nicht mit hehrer Filmkunst zu verschrecken, sondern mit gutem Unterhaltungskino zu locken. Die meisten Filme waren auch in Deutschland Publikumserfolge und schon synchronisiert auf bremischen Leinwänden zu sehen: Der Zeichentrickfilm „Le château des singes“ lief noch vor wenigen Wochen als „Kwom und der König der Affen“, „Le fabuleux destin d’Amélie Poulain“ war 2001 einer der größten Kinoerfolge und die Urlaubskomödie „Mon père, ce héros“ mit Gérard Dépardieu lief Anfang der 90er auf deutschen Leinwänden.

Damit ist er für SchülerInnen allerdings schon ein alter Film; und was mögen sie von Jean-Jacques Beineix „Diva“ halten, der 1981 ein verführerisch glitzerndes Spielzeug auf der Höhe seiner Zeit war – mit all den technischen Schikanen, die durch ihn erst in Mode kamen? Wirkt er auf sie nun altbacken? Das gilt erst recht für Louis de Funès albernes Rumzappeln von 1966 in „La Grande Vadrouille“ („Die Große Sause“), das man in Frankreich aus unerfindlichen Gründen für köstlichen, zeitlosen Humor hält. Ils sont fous, les français!

Wilfried Hippen

Infos: www. kultur-frankreich.deTermine: siehe Kino-taz