steffen grimberg
: Das Herz der Privaten

Nicht Sat.1, die ARD ist „powered by emotion“. Und mit ihren Gefühlen hin- und hergerissen

„Seit 20 Jahren Powered By Emotion“ sagt Otti Fischer zu Beginn der abendlichen Werbespots auf Sat.1 und wirkt dabei immer noch, als könne er’s nicht so recht glauben. Ja, es sind 20 Jahre, auch diese Jubiläumsspots gehen nun schon in den dritten Monat – und könnten doch jetzt bald mal aufhören, oder?

Höchst emotional ist derzeit sowieso nicht Sat.1, sondern vielmehr das Verhältnis der Parallelwelten von Privat-TV und öffentlich-rechtlichem System. Am Anfang galt bei ARD und ZDF die Parole „Am besten erst mal gar nicht ignorieren“. Das klappte auch prima, und RTL war am Ende Marktführer. Seitdem setzt das öffentlich-rechtlich Lager auf Wettbewerb.

Der ist auch dieser Tage wieder zu besichtigen und mit Rücksicht auf die Gebührenzahler am besten mit „hübscher Doppelstrategie“ zu umreißen, späterer Erkenntnisgewinn nicht ausgeschlossen: Programmtrends wie Quiz und Sangeswettbewerb wird weiterhin gnadenlos hinterhergelaufen. Wen die Privaten groß machen (Küblböck, Bohlen), der ist auch bei „Beckmann“ und „Kerner“ gern gesehen, die ihreseits von den Privaten zurückerobert wurden.

Derweil laden aufrechte Elemente der ARD schon mal die Kaberettistin Lisa Fitz aus, weil die sich im RTL-Dschungelschlamm („Ich bin ein Star, holt mich hier raus“) gesuhlt hatte. Der Saarländische Rundfunk entzog ihr die Moderation seiner Kabarettsendung, und der noch junge Rundfunk Berlin-Brandenburg wollte ebenfalls alles ganz richtig machen: Weil „in der ARD breite Übereinstimmung darüber besteht, eine derart fragwürdige Sendung nicht durch PR-Auftritte ihrer Protagonisten stärken zu wollen“ (ARD-Sprecher Martin Gartzke), hatte auch die Berliner RBB-Stadtwelle 88,8 Lisa Fitz im Februar wieder aus einer Sendung gestrichen. „Eine Überreaktion“, sagt der RBB heute, schließlich sollte es nur um ein Fitz-Gastspiel im Kabaretttheater „Wühlmäuse“ gehen.

Noch ein Erkenntnisfortschritt gewünscht? Gerne: Auch die jüngste ARD-Übernahme von Sat.1 und RTL, das einstige Herz der Privaten, ist endgültig weg vom Fenster: „Schreinemakers“ wird eingestellt.