piwik no script img

Archiv-Artikel

die anderen über die probleme des iwf, kanzler schröders interview-boykott und den „europäer“ john kerry

Der britische Guardian kommentiert die Probleme des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit Argentinien: In der Vergangenheit hat der IWF mit Vorliebe den Entwicklungsnationen gepredigt, sie könnten Hilfe nur durch harsche strukturelle Reformen gewinnen. Jetzt ist es umgekehrt. Der IWF selbst muss reformiert werden. Führungslos ist der IWF jetzt in Gefahr, irrelevant zu werden. Der IWF muss eine bessere Methode zur Wahl eines neuen Direktors finden. Der entwürdigende Kuhhandel muss aufhören. Für die Schuldenrückzahlung müssen Mechanismen entwickelt werden, die es Gläubigern und Schuldnern erlauben, zu einer Einigung zu kommen. Sonst könnte es sein, dass der IWF gerettet werden muss.

Zum Interviewboykott, den Bundeskanzler Gerhard Schröder gegenüber der „Bild“-Zeitung verhängt hat, meint die niederländische Zeitung Volkskrant: Die Strafmaßnahme gegen Bild scheint sich zu einem Bumerang zu entwickeln, ebenso wie Schröders juristische Schritte gegen die Behauptung, dass er sich die Haare färbe. Das machte ihn zum Zentrum des Spotts. Der Interviewboykott hat die deutsche Presse gegen den Kanzler aufgebracht. Schröder bleibt bei seinem Boykott. Wie er selbst gesagt hat, ist es schwer, gegen die Medien zu regieren. Ein direkter Angriff auf die mächtige Bild scheint überhaupt ein riskantes Unternehmen zu sein. Es macht deutlich, wie sehr sich Schröder verändert hat – von jedermanns Freund zum verbissenen Kämpfer ums politische Überleben.

Die Moskauer Tageszeitung Iswestija kommentiert den Versuch der US-Republikaner, den demokratischen Kandidaten John Kerry wegen seiner engeren Bindungen an Europa anzugreifen: Aus dem Mund der konservativen, patriarchalischen Amerikaner, die den Großteil der republikanischen Wähler stellen, hört sich die Bezeichnung „Europäer“ wie ein schwerer Vorwurf an. Fast wie ein Schimpfwort. Der Cowboy Bush aus Texas – das ist etwas ganz anderes. Der gehört zu uns, ist Amerikaner bis ins Mark. Aus der Sicht hundertprozentiger Amerikaner gibt es in John Kerrys Lebenslauf eine Reihe von Schwachstellen. Erstens ist seine Frau Teresa Heinz portugiesischer, also europäischer Abstammung. Zweitens hat Kerry seine Kinderjahre auf dem alten Kontinent verbracht, in Norwegen, der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und Frankreich. Wie soll man da nicht vom liberalen Geist angekränkelt werden? Und das Verwerflichste ist, dass der demokratische Präsidentschaftskandidat diese Sünden bis heute nicht einmal bereut.