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Archiv-Artikel

Die großen drei akzeptieren den großen Bruder

Die US-Autobauer GM, Ford und Chrysler wollen etliche Zugeständnisse machen, solange die Regierung sie nur rettet

Betriebsratsstreit

Opel-Betriebsratschef Klaus Franz wirft seinem Bochumer Kollegen Panikmache vor. Der oberste Arbeitnehmervertreter des Bochumer Opel-Werks, Rainer Einenkel, hatte die Beschäftigten auf Gehaltseinbußen von 15 Prozent und einen möglichen Stellenabbau eingestimmt. „Ich halte das für nicht seriös“, sagte Franz am Freitag. Noch seien die Folgen der Krise für die Beschäftigten nicht abzusehen. Der Mutterkonzern General Motors will aufgrund der weltweiten Absatzkrise im kommenden Jahr in Europa 750 Millionen Dollar einsparen – unter anderem über geringere Löhne und kürzere Arbeitszeiten. Am Freitag äußerte sich Einenkel nicht.

BERLIN taz ■ Dieses Mal kamen die Vorstandschefs von General Motors, Ford und Chrysler ganz unauffällig in Hybridfahrzeugen nach Washington. Ihre Hoffnung: die Regierung durch diese öffentliche Zurschaustellung ihrer Bescheidenheit von einem Kredit über insgesamt 34 Milliarden US-Dollar für die drei Konzerne zu überzeugen.

„Sind Sie selbst gefahren, oder hatten Sie einen Chauffeur?“, fragte der republikanische Senator Richard Shelby während der Senatsanhörung am Donnerstag jedoch süffisant. Damit machte er klar, dass keineswegs vergessen ist, dass die Autochefs zu ihrem letzten Bittbesuch vor zwei Wochen mit Privatjets anreisten. An diese Kleinlichkeit sollten sich die großen drei besser gewöhnen: Jede staatliche Unterstützung ihrer Konzerne wäre mit strengster Überwachung verbunden.

GM und Chrysler sind bereit, einen hohen Preis für das Geld zu zahlen, das sie nach eigenen Angaben sofort benötigen. GM-Chef Rick Wagoner und Chrysler-Chef Bob Nardelli sagten, sie würden ihre Firmen auch fusionieren, wenn das die Bedingung wäre. Alle drei Chefs stimmten der Oberaufsicht durch einen Regierungsausschuss oder einen Treuhänder zu, der große Verträge und Geschäftsentscheidungen bestätigen oder ablehnen müsste. Die Privatjets sollen verkauft, die Gehälter der Chefs auf einen Dollar gekürzt und in den Werken Tausende Stellen abgebaut sowie Gehälter, Krankenversicherung und Rente weiter reduziert werden.

GM-Chef Wagoner appellierte an das Mitgefühl der Politiker. Sein Unternehmen sei auch nur ein Opfer der Finanzkrise. „Wir sind hier, weil Entwicklungen außerhalb unserer Kontrolle uns an den Rand des Abgrunds gedrängt haben“, sagte er.

In der Bevölkerung ist ein neues Rettungspaket sehr unbeliebt. Zu lange musste sie sich schon mit der Misswirtschaft in Detroit herumschlagen, immer neue Rettungsversuche haben sie erschöpft. In einer am Donnerstag veröffentlichten CNN-Umfrage sprachen sich 61 Prozent der Befragten gegen Hilfen für die Konzerne aus

Wagoner sagte, er gehe davon aus, dass sein Unternehmen nach einer Geldspritze von 12 Milliarden US-Dollar in der Lage wäre, den Kredit ab 2011 bis Ende 2012 zurückzuzahlen. Analysten sind da skeptisch. Ökonom Mark Zandi von Moody’s, der eine Rettung unterstützt, sagte, Detroit brauche insgesamt 125 Milliarden US-Dollar, um den Zusammenbruch zu vermeiden. BRETT NEELY