: Kratzen an der Eisbergspitze
Symposium diskutiert über psychische Belastung und Mobbing am Arbeitsplatz. Eingriffsmöglichkeiten für staatliche Arbeitsschützer sind sehr gering
Der Wandel der Arbeitswelt von einer Industrie- in eine Dienstleistungsgesellschaft – in Hamburg arbeiten 80 Prozent aller Beschäftigten in Dienstleistungsunternehmen – stellt auch den Arbeitsschutz vor ganz neue Aufgaben. An die Stelle der klassischen Formen, der reinen Vorbeugung vor physischen Verletzungen und gesundheitlichen Schädigungen, ist mittlerweile der ganzheitliche Arbeitsschutz getreten. Denn den Hauptfaktor von Berufserkrankungen stellt mittlerweile die „psychische Belastung“ am Arbeitsplatz dar.
Dennoch sind die Möglichkeiten des Arbeitsschutzes in diesem Bereich – insbesondere bei Mobbing – aktiv zu werden, sehr gering, gestanden gestern Sabine Müller-Bagehl und Jennifer Kölm vom Amt für Arbeitsschutz auf dem Symposium „Wege der Konfliktlösung“ ein. „Unsere Bibel heißt systematische Prävention, man soll nicht erst dann anfangen, wenn Mobbing schon im Gange ist.“
Zudem sei Mobbing oftmals für die Aufsichtsbehörde kaum nachweisbar. „Offene Konflikte stellen oft nur die Spitze des Eisbergs dar“, so Kölm. Oftmals lägen die Ursachen unsichtbar unter der Wasserlinie. Dann seien die Eingriffsmöglichkeiten gering; eingeschritten werden könne da, wo Vorschriften, Verordnungen oder Gesetze existieren. In den meist ungeregelten Bereichen könne nur auf Information und Einsicht der Arbeitgeber gebaut werden.
Es gebe jedoch durch das Amt für Arbeitsschutz Gefährdungsbeurteilungen und Handlungskonzepte zur Arbeitsorganisation sowie zur Förderung des Betriebsklimas, um traumatische Folgen zu verhinden. Wenn sich jedoch Mitarbeiter untereinander mobben, sei die Aufsichtsbehörde nicht zuständig. „Da sollte im schlimmsten Fall externe Hilfe hinzugezogen werden“, so Kölm – wie zum Beispiel Klima e.V. für Mobbingopfer.
MAGDA SCHNEIDER
Das Symposium „Wege der Konfliktlösung“ geht heute weiter, unter anderem zu den Themen „Regressforderungen gegen Arbeitgeber bei mobbingbedingten Erkrankungen“ und „Folgen ungelöster Arbeitsplatzkonlikte“: ab 9 Uhr, Psychiatrie-Poliklinik, Uniklinik Eppendorf