: Erst bilden, dann planschen
Familienbildung: Jugendsenatorin zieht Bilanz und kündigt Offensive an
taz ■ Umsonst ins Schwimmbad, und das mit der ganzen Familie – das soll demnächst eine Belohnung dafür sein, dass sich Eltern um „Familienbildung“, sprich: um Rat, wie mit Problemen umzugehen sei, bemühen. Das Gratis-Ticket ist ein Element von vielen, die das Sozialressort entwickelt hat, um Familienbildung voranzutreiben. Sie hat‘s nämlich nötig, auch wenn die Bilanz des gestern von Sozial- und Jugendsenatorin Karin Röpke (SPD) vorgestellten Berichts zum Thema recht gut klingt: 525 Veranstaltungen hatten Bremen und Bremerhaven im Jahr 2001 zu bieten. Karin Röpke: „Damit stehen wir ohne Übertreibung in der bundesweiten Entwicklung an der Spitze.“
Es könnte noch besser sein: Denn es geht vor allem darum, „Hemmschwellen abzubauen“ und „Multiproblemfamilien“ zu erreichen, also Mütter oder Väter, die nicht von sich aus eine Beratungsstelle aufsuchen würden – daher der Köder mit dem Schwimmbad. Ein solcher „Bildungsgutschein“ soll beim Besuch einer Veranstaltung entwertet und später eingelöst werden. Sponsoren werden noch gesucht. Weitere Ideen: Ab August soll ein „Elternmobil“, ein umfunktionierter Bus, durch die Stadtteile touren und die Menschen über Kurse, Seminare, Vorträge informieren.
Das „Bremer Elternnetz“ (www.bremer-elternnetz.de), ein vom Bundesfamilienministerium für zwei Jahre gefördertes Kooperationsprojekt des Kinderschutzbundes mit vielen Einrichtungen der Familienbildung, soll als Servicestelle unbürokratisch und schnell informieren. Es besteht bereits seit einem Jahr und wendet sich an Eltern, Träger und Fachkräfte.
Kritik an den Plänen übt die jugendpolitische Sprecherin der Grünen, Anja Stahmann. „Statt dieser Tropfen auf den heißen Stein wäre es sinnvoller, das Geld in die Ausstattung der Kindergärten zu investieren, so dass Beratung vor Ort stattfinden kann.“ 94 Prozent aller Drei- bis Sechsjährigen besuchten Kindergärten – „dort werden die Eltern auch wirklich erreicht“, so Stahmann. sgi