Unter neuer Führung

Trotz SPD-Engagements weitere Kürzungen bei der „Frankfurter Rundschau“. Hessen will nicht mehr bürgen

BERLIN taz ■ Auch unter neuer Bewirtschaftung durch die SPD-eigene Medienholding DDVG stehen der Frankfurter Rundschau (FR) weitere einschneidende Einsparungen bevor. „Es gibt keine Version der Sanierung der FR ohne Arbeitsplatzabbau“, sagte SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier im Spiegel. Nötig sei auch „eine gravierende Veränderung der Strukturen des Verlags und der Redaktion“.

Die FR steht mit rund 70 Millionen Euro in der Kreide. Wettig-Danielmeier, die als „Generaltreuhänderin für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ 99,25 Prozent der DDVG-Anteile hält, will „intensiv mit den Banken und Leasingfirmen verhandeln“, damit sich diese von einem Teil ihrer Forderungen verabschieden. Die DDVG will nach Medienberichten rund 30 Millionen Euro investieren.

Noch Ende Januar schien man bei der FR zumindest offiziell voller Hoffnung. Der Relaunch des Blattes vom Oktober 2003 und vor allem die neue regionale Veranstaltungsbeilage PlanF zeigten mit ersten Zahlen in die angestrebte Richtung, so Chefredakteur Wolfgang Storz. Aufwärts gehen sollte es auch durch die Summe, die der unmittelbar bevorstehende Verkauf des Verlagsgebäudes in der Frankfurter Innenstadt erlösen sollte, von 40 Millionen Euro war die Rede.

Rund 230 RedakteurInnen hat das Blatt derzeit noch – schließlich ist die FR kein rein überregionales Blatt, sondern im Raum Frankfurt Regionalzeitung mit diversen Lokalredaktionen. Und um weitere Kündigungen zu verhindern, verzichten viele FR-MitarbeiterInnen bereits heute auf ein Fünftel ihres Gehalts. Als Ausgleich gibt es mehr Freizeit – was natürlich zur „Arbeitsverdichtung an den anderen Tagen führt“, sagt ein Redakteur.

Union und FDP haben denSPD-Einstieg bei der FR scharf kritisiert. Hessens CDU-Landesregierung will prompt nicht mehr für die vor einem Jahr der FR gewährten Landesbürgschaft gerade stehen: „Bei der formidablen Lage der SPD-Holding sollte klar sein, dass das Thema Bürgschaft sich dann erledigt hat“, zitiert der Spiegel Regierungssprecher Dirk Metz. Die DDVG antwortet seit gestern auf ihrer Website (www.ddvg.de) mit einer 369 Tage alten dpa-Meldung. Die Agentur hatte am 13. März. 2003 gemeldet, „nach Ansicht der hessischen CDU sollten vor einer Landesbürgschaft andere Möglichkeiten geprüft werden. Die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), die die Medienbeteiligungen der SPD verwaltet, könne helfen, sagte der Vizevorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Volker Hoff.STEFFEN GRIMBERG