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Archiv-Artikel

MAIER VOLLENDET SEIN WUNDER

Vielleicht muss man damit beginnen, wenn man das Wunder begreifen möchte, das am Wochenende in Sestriere gänzlich zu Ende gebracht wurde: Mit jenem 24. August 2001, an dem der damals beste Skifahrer der Welt auf dem Motorrad unterwegs war – und von einem Rentner einfach über den Haufen gefahren wurde. Es war das Ende des Skifahrers Hermann Maier, jedenfalls dachten das alle. Und warum das so war, hat gerade die Zeit nochmal ausführlich aufgeschrieben: „Ein handtellergroßes Stück Wadenfleisch ist weggerissen, der gebrochene Knochen, an dem gequetschte schwarze Gewebemasse klebt, steht eigentümlich nach links heraus. An ein paar Sehnen und Muskeln hängt lose etwas, das einen Schuh trägt: Hermann Maiers rechter Fuß.“ Mit so einem Fuß kann man nicht mehr Ski fahren, im Grunde genommen ist es ja schon ein Wunder, dass der Fuß überhaupt noch dran ist. Gegen die drohende Amputation mussten die Ärzte in einer siebenstündigen Notoperation kämpfen. Doch, man kann Ski fahren mit so einem Fuß. Man kann damit sogar wieder das werden, was man vor dem Unfall war: der Weltbeste. Hermann Maier ist das am Wochenende in Sestriere geworden, zum vierten Mal nun schon in seiner Karriere. Aber so groß wie dieser Triumph im Gesamtweltcup war noch keiner. Früher waren Siege für den 28-Jährigen selbstverständlich, heute ist jeder einzelne ein kleines Wunder. „Man sieht vieles bewusster. Man merkt eher, was Erfolge wert sind“, hat Maier kürzlich gesagt. Fünf Rennen hat er in dieser Saison gewonnen, früher waren es schon mal 13 pro Winter, aber das ist egal. Jeder dieser fünf Siege ist so viel wert wie die 13 zusammen. Mindestens! Vielleicht muss man damit aufhören, wenn man begreifen möchte, was sich in Sestriere zugetragen hat: Hermann Maier hat dort am Wochenende das wundersamste Comeback der Sportgeschichte vollendet. KET/ FOTO: REUTERS