: Terroranschläge in Saudi-Arabien
Vier Selbstmordattentate auf Wohnblocks für westliche Ausländer in Riad: Dutzende Tote und zahlreiche Verletzte. Anschläge erfolgten kurz vor dem Besuch von US-Außenminister Colin Powell. Saudi-arabische Regierung macht al-Qaida verantwortlich
RIAD/WASHINGTON afp/dpa/taz ■ Bei einer Serie von Selbstmordanschlägen in der saudi-arabischen Hauptstadt sind Dutzende Menschen getötet und zahlreiche verletzt worden. Über die genaue Zahl der Todesopfer gab es widersprüchliche Angaben. Während die saudi-arabischen Behörden von 29 Toten sprachen, hatten zuvor US-Regierungskreise von bis zu 90 Toten berichtet. Die Anschläge erfolgten kurz vor dem Besuch von US-Außenminister Colin Powell in Riad.
US-Präsident George W. Bush sagte in einer Rede in Indianapolis, dass die Urheber der Anschläge gefunden und zur Rechenschaft gezogen würden. Die Anschläge brächten erneut ins Bewusstsein, „dass der Krieg gegen den Terror weitergeht“, betonte Bush. Die Regierung in Saudi-Arabien hat das Terrornetzwerk al-Qaida für die Anschläge verantwortlich gemacht.
Neun Attentäter fuhren in der Nacht zum Dienstag in drei bewachte Wohnblocks für westliche Ausländer und sprengten sich in ihren Autos in die Luft, wie Augenzeugen und Behörden berichteten. Die erste Explosion hinterließ im Al-Hamra-Wohnkomplex im Osten von Riad einen fünf Meter tiefen Krater. Dutzende der 280 Luxusapartments wurden völlig zerstört. Kurz darauf wurden die neu erbaute Wohnanlage al-Dschadawel und die Unterkünfte von Mitarbeitern des US-Militärkonzerns Vinnell von Explosionen erschüttert. Vinnell bildet in Riad unter anderem die saudi-arabische Nationalgarde aus; das Gebäude wurde fast völlig zerstört. Anwohnern zufolge erschossen die Angreifer einen Wächter vor den Anlagen. Bei einem vierten Anschlag wurde niemand verletzt, er richtete sich gegen die Zentrale der amerikanisch-saudische Firma Siyanco.
US-Außenminister Colin Powell hat die Anschläge in Saudi-Arabien als schlimmste Form des Terrorismus verurteilt, für die es keine Entschuldigung gebe. Powell sprach in Riad von vermutlich zehn getöteten US-Bürgern sowie „vielen weiteren“ Opfern anderer Nationalitäten. Nach offiziellen Angaben wurden auch ein Australier und zwei Philippiner getötet. In der Al-Hamra-Anlage sei auch ein Sohn des Vizegouverneurs von Riad ums Leben gekommen, sagten Einwohner. Auch Briten, drei Niederländer, drei Japaner, drei Italiener, ein Norweger und ein Spanier wurden verletzt.
Saudi-Arabiens Innenminister Nadschef Bin Abdel Asis brachte die „beispiellosen Selbstmordoperationen“ in Zusammenhang mit einer Al-Qaida-Zelle, die in der letzten Woche in Riad entdeckt worden sei. Vergangenen Mittwoch hatte die Regierung verkündet, dort seien Sprengstoff und Waffen beschlagnahmt worden und es werde nach 19 Terrorverdächtigen gefahndet. Ein Al-Qaida-Vertreter erklärte dagegen einer arabischen Wochenzeitung, damit sei eine „seit langem geplante größere Operation am Golf“ nicht verhindert worden. Das indirekte Bekenntnis zur Tat sei per E-Mail von dem ranghohen Al-Qaida-Mitglied Abu Mohammed al-Abladschi eingegangen, berichtete die in London erscheinende Al-Majalla. FSF
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