:
Betr.: Lehrerstreik und Kommentar, taz hamburg vom 8.5.03
Wohltuend
Wohltuend,wie sich die taz hamburg nicht an der allgemeinen Lehrerdresche in den letzten beiden Tagen beteiligt und damit zeigt, dass sie in Hamburg die einzige oppositionelle Stimme im lokalen Blätterwald darstellt.
Wie wohlfeil ist es doch von dem Behördensprecher Luckow, die sich krankmeldenden Lehrer als „feige“ zu bezeichnen. Dabei weiß er sehr wohl, dass, wer seiner Aufforderung, sich zu einem Streik „öffentlich zu bekennen“, nachkäme, genau von seiner Behörde mit Disziplinarverfahren und erheblichen Bußgeldern verfolgt werden würde. Wenn Luckow selbst Mut besäße, würde er den eigentlichen Skandal benennen, der darin besteht, dass mit dem geplanten Arbeitszeitmodell für Lehrer mehrere hundert Stellen erwirtschaftet werden sollen. Und zwar durch Mehrarbeit der LehrerInnen.
Manfred Klingele
Haarsträubend
Damit die letzten verbliebenen Leser der taz, die Lehrer, nicht auch noch ihr Abo kündigen, muss Kaija Kutter offensichtlich einen derart haarsträubenden Kommentar zu Papier bringen. Selbstverständlich sei es den Beamten erlaubt, auf ihre Situation aufmerksam zu machen und auch zu demonstrieren. Hier wird aber offen zu ungesetzlichen Maßnahmen aufgerufen.
(...) Die Lehrer stöhnen darüber, dass sie viel arbeiten müssen, wie viele andere in dieser Republik auch. Nun soll quasi per virtueller Stechuhr ermittelt werden, wie viel sie tatsächlich arbeiten und schon geht die Post ab. Warum haben Lehrer denn so ein schlechtes Image? Weil sie sich selbst ins Bein schießen mit derartigen Aktionen, die keine Akzeptanz finden in der tatsächlich finanziell und materiell leidenden Bevölkerung und bei den sonstigen Kollegen im öffentlichen Dienst wie Polizei, Feuerwehr oder Kranken- und Altenpflege.
Hier haben wir doch ein klassisches Beispiel dafür. Lehrer wollen keine Transparenz, sie wollen keine Differenzierung, sie wollen keine Stechuhr, sie wollen keine Kontrolle. Sie wollen aber mittags nach Hause, sie wollen privat krankenversichert sein, sie wollen unkündbar sein, sie wollen weiter keinen eigenen Beitrag zur Rente/Pension leisten, sie wollen 12 Wochen Urlaub im Jahr, sie wollen volles 13. Gehalt als Weihnachtsgeld, sie wollen 4000 Euro im Monat verdienen – wer will das alles nicht ohne entsprechende Gegenleistung? Rainer Thumann (Buxtehude)
Absurd
12 Minuten für eine Korrektur einer Politikarbeit von Klasse 5 - 10! 1,2 Minuten alle vier Wochen für das Nachsehen einer Hausaufgabe! 7,5 Minuten für die Vorbereitung einer Unterrichtsstunde in der Sekundarstufe I! Insgesamt 30 Minuten pro Woche für Schüler- und Elterngespräche plus Konferenzen – die Lehrer wehren sich zu Recht gegen diese absurd anmutenden Arbeitszeitvorgaben, um eben zu verhindern, dass die Hamburger Schulpolitik auf dem Rücken der Schüler ausgetragen wird. Denn mit diesen Zeitvorgaben kann keine gerechte Korrektur gemacht werden, genauso wenig ein interessanter, gut geplanter Unterricht vorbereitet werden. Dorothea Kaufmann