: Rau, aber herzlich
Gar nicht mehr skeptisch: Präsident verteidigt als neuer Berliner Ehrenbürger den Umzug von Bonn an die Spree
Der scheidende Bundespräsident Johannes Rau ist mit der Ehrenbürgerwürde Berlins ausgezeichnet worden. Die hohe Ehrung wurde dem 73-jährigen Staatsoberhaupt, dessen Amtszeit im Juni ausläuft, am Montag bei einem Festakt im Roten Rathaus für seine Verdienste um die Stadt verliehen. Rund 220 Gäste wohnten der Zeremonie bei.
Mit der Auszeichnung würdigt Berlin nach Darstellung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) das jahrzehntelange Engagement Raus für die Menschen der Stadt. Rau sei „kein geborener Berlin-Enthusiast“, sondern von einem „Vernunftberliner“ zu einem „stillen engagierten Berlinliebhaber“ mutiert, sagte Wowereit in seiner Laudatio unter Hinweis auf die Stimme des Exministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen in der Hauptstadt-Entscheidung 1991 für Bonn. Dessen Beispiel zeige aber auch, dass man lernen könne, Berlin zu lieben.
Rau betonte in seiner Dankesrede, dass die Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin dem bundesstaatlichen Charakter Deutschlands keinen Schaden zugefügt habe. Selbst der Begriff der „Berliner Republik“ als Bezeichnung für einen möglichen neuen Zentralismus sei unterdessen aus der Debatte „weitgehend verschwunden“.
Rau versprach zudem, sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem höchsten Staatsamt für Berlin einzusetzen. Keine Stadt in Europa habe im vergangenen Jahrhundert so viel Wandel, so viel Aufbruch, so viel Zuversicht erlebt wie Berlin. Zugleich leide die Stadt wie keine andere Region Deutschlands unter „ungeheuren Problemen“, sagte Rau. Die Stadt und das Land Berlin erwarteten „zu Recht, dass sie nicht allein gelassen werden“, betonte der Bundespräsident. DDP, AFP