unterm strich :
Tja, und wenn die Bibliotheken trotz allem Publishing for a Better World dichtmachen, dann gibt es eine Alternative: Geschichtenerzählen und Vorlesen lebt in Deutschland nach Ansicht der Europäischen Märchengesellschaft in Rheine, Nordrhein-Westfalen, wieder auf. Ein Zeichen für eine „Renaissance der Geschichtenkultur“ sei die zunehmende Zahl der Lesefestivals, sagte der Präsident der Gesellschaft, Heinrich Dickerhoff, im Vorfeld des Weltgeschichtentags am kommenden Samstag, dem 20. März. Auch die Erzähler der Märchengesellschaft könnten sich kaum vor Nachfragen retten. Fernsehen werde von vielen zunehmend als langweilig empfunden.
Die Vermittlung von Werten mit Geschichten sei effektiver als über Regeln und Normen, die von Eltern oder Lehrern vorgegeben werden. „Denn mit Geschichten können sich Kinder identifizieren. Sie prägen sich leichter ein.“ Der Märchenexperte bemängelt den Verlust von Fantasie, Kreativität und Sprachfähigkeit in der Gesellschaft: „Die Überfütterung mit Bildeindrücken führt zur Abstumpfung und verringert den Wortschatz.“ Geschichten vorzulesen könne diesem Trend entgegenwirken. „Geschichten wecken Bilder im Kopf. Sie fördern die Intelligenz.“ Langfristig werde die Sprachfähigkeit verbessert. Und zu ergänzen wäre: Geschichten, man glaubt es kaum, müssen gar nicht aus einem Buch vorgelesen werden, sie können einfach erfunden werden. Dann sind sie sogar vollkommen rechtefrei! Also in Zukunft: Storyinventing for a Better World.
Brauchen Verleger Autoren? Brauchen Autoren Verleger? Auch diese Fragen werden auf der Verlegerkonferenz für eine bessere Welt gestellt, vom Italiener Ulrico Hoepli. Wir wollen seiner Antwort nicht vorgreifen, doch was ein Autor in jedem Fall braucht, ist ein Agent. Sagt der Debütautor Wolfgang Kaes, dessen erster Roman „Todfreunde“ Anfang Februar beim Rowohlt-Verlag erschien. Es bringe nichts, einen Erstlingsroman ohne versierte Unterstützung bei den Verlagen vorzulegen. Gut zu wissen: „Seriöse Agenturen beanspruchen ausschließlich Erfolgshonorar.“ Allerdings bekomme der Agent 20 Prozent von den 5 Prozent des Netto-Ladenpreises, die der Autor erhält: „Da bleibt am Anfang nicht viel übrig.“
Bis zum 25. April kann man dann passenderweise im Düsseldorfer Heine-Institut erfahren, was vor dem Agenten, dem Verlag und der besseren Welt steht: „Der literarische Einfall“ heißt die dort gezeigte Ausstellung, die die Entstehung prominenter Texte dokumentiert. Das Spektrum der gezeigten Manuskripte, Skizzen, Korrekturfassungen und druckreifen Texte reicht von Franz Grillparzer bis zum Sprachartisten Ernst Jandl.