: Unter die Gürtellinie
betr.: „Der Mythos vom wehrlosen Sport“ („Stürmen für Deutschland“, ARD, 5. 5. 03, 21.45 Uhr), taz vom 5. 5. 03
Um die Filmemacher so richtig unter die Gürtellinie zu treffen, bespricht Erik Eggers zunächst nicht den Film, sondern das vor einigen Wochen erschienene Begleitbuch und wirft den Autoren so nebenbei vor, „einige Standardwerke zur Fußballgeschichte zu plagiieren“. Eggers wiederholt dabei einen Vorwurf, der auch von einem der Autoren der so genannten Standardwerke erhoben worden und in der Sache leicht widerlegbar ist. Aber Eggers bemüht sich gar nicht um eigene Recherche. Er behauptet einfach.
Nun behauptet Eggers weiter, der Film „strotze vor Fehlern“. Als Beleg führt er an, Goebbels habe Länderspiele nach der Niederlage 1942 gegen Schweden nicht verboten. Wir hatten das im Film behauptet. Und haben Recht: Es ist tatsächlich zu einem Verbot gekommen. Es sind lediglich noch die Spiele im Jahre 1942 durchgeführt worden,die bereits vor dem Verbot vereinbart waren. Und die haben für die Propaganda keine Rolle gespielt. […] Bleibt als Beleg für die angebliche „Legion“ von Fehlern das falsche Datum der Jubelrede von Peco Bauwens 1954. Sie wurde, das sei zugestanden, einen Tag später gehalten. Allerdings kann ich mir bei jemandem, der wie Eggers mit derart dicken Steinen auf andere wirft, den Verweis aufs Glashaus nicht ersparen, in dem er selbst sitzt. Sehr aufmerksam kann Eggers den Film nämlich nicht gesehen haben, sonst wäre ihm aufgefallen, dass der Autor nicht Frank, sondern Bernd Wilting heißt.
Nun zu dem Teil des Artikels, der die eigentliche Fernsehkritik betrifft. Hier wird deutlich, dass Eggers wohl eine Art „Abrechnung“ mit dem DFB und dem Fußball und seiner braunen Vergangenheit erwartet hatte. Unsere Recherchen haben ein differenzierteres Bild ergeben. Natürlich kann man unterschiedliche Schlüsse aus Fakten ziehen. Um in unserem Film allerdings eine „Verklärung der Sportverbände“ zu sehen, muss man schon über große Teile des Films einfach „wegsehen“. Aber um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Film und demThema geht es Eggers offenkundig auch gar nicht. Das zeigt auch Eggers’ Sprache: Da ist von „Unfähigkeit“ der Autoren die Rede, der Film „strotzt vor Fehlern“, ein anderes Mal sind es „Legionen von Fehlern“, die Filmemacher sind „unverfroren“ und „schlampig“. Übrigens: Vielleicht hätte Eggers die beteiligten Redaktionen bei HR und WDR tatsächlich mal anrufen sollen, anstatt ihr angebliches Nichtstun zu beklagen. Dann hätte er erfahren, warum der Film inhaltliche Schwerpunkte setzt, die nicht Eggers’ Vorstellungen entsprechen. BERND WILTING, taglicht media, Köln