Nordbank will Risiko loswerden

Auslagerung der faulen Kredite in ein anderes Institut ins Gespräch gebracht. Es geht um riskante und nicht zum Kernbereich gehörende Geschäftsfelder mit einem Volumen von 50 Milliarden Euro

Die HSH Nordbank hat unter den Landesbanken vor der Krise als diejenige gegolten, die am ehesten mit einem plausiblen Geschäftsmodell aufwarten konnte: Sie wird oft als „weltgrößter Schiffsfinanzierer“ bezeichnet und schmückte sich selbst damit, dass sie im ersten Halbjahr 2008 der größte Arrangeur von Finanzierungen für erneuerbare Energien gewesen sei. In Norddeutschland konzentrierte sich die Bank besonders auf Firmenkunden. Neben dem internationalen Wertpapiergeschäft, das nicht zu den Kernbereichen der HSH Nordbank gehört, bei dem die Bank aber viel Geld zu verlieren droht, macht ihr die Weltwirtschaftskrise jetzt auch auf ihrem ureigensten Geschäftsfeld der Schiffsfinanzierung zu schaffen. Eine „bad bank“ würde das Institut wenigstens von der Abwicklung des problematischen Geschäfts mit internationalen Wertpapieren entlasten.  KNÖ

VON GERNOT KNÖDLER

Die HSH Nordbank trägt sich mit dem Gedanken, ihre problematischen Kredite auszulagern. Im Gespräch ist die Gründung einer „Bad Bank“ – einer „schlechten Bank“ – mit einem Volumen von 50 Milliarden Euro. „Das ist eine Option unter vielen möglichen“, bestätigte Daniel Stricker, der Sprecher der Hamburger Finanzbehörde am Montag.

Die Finanzmarktkrise hat die HSH Nordbank voll erwischt. Das Institut gehört zu jeweils rund 30 Prozent den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein. Den Rest halten die schleswig-holsteinischen Sparkassen und private Investoren unter Führung von J.C. Flowers. Insgesamt musste die Bank im Zuge der Finanzmarktkrise bisher rund 2,3 Milliarden Euro abschreiben. Das Maß der Verwicklung in die internationale Finanzkrise wurde im Laufe des Jahres nur scheibchenweise bekannt.

Die Auslagerung der Risikopositionen soll es der Nordbank ermöglichen, eine beim Bund beantragte Liquiditätshilfe in vollem Umfang in Anspruch zu nehmen. Die Nordbank hat bei dem 500 Millionen Euro schweren Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) Garantien im Wert von 30 Milliarden Euro beantragt. Zehn davon kann sie nach Auskunft der Finanzbehörde jetzt schon in Anspruch genommen werden.

Will die Nordbank die restlichen 20 Milliarden abgreifen, muss sie ihre Eigenkapitalquote auf mindestens acht Prozent erhöhen. Ein Weg dorthin bestünde darin, das Geschäftsvolumen zu verkleinern.

Presseberichten zufolge würde in die „schlechte Bank“ das internationale Geschäft mit Kreditverbriefungen ausgegliedert. Dazu käme das Immobiliengeschäft New York, das Firmengeschäft in Asien und das Leasing. Dass sie sich künftig auf ihre Kerngeschäftsfelder konzentrieren will, hatte die Bank bereits im September beschlossen.

Wie genau sich die Nordbank gesund schrumpfen will, ist offen. „Die Auslagerung von Aktivitäten ist eine Möglichkeit, die jetzt sondiert wird“, sagte Behördensprecher Stricker. „Aber es gibt keine Vorfestlegungen.“ Um voll von den Liquiditätsgarantien des Bundes profitieren zu können, müsse bis zum Februar ein Konzept vorgelegt werden. „Hier geht auf jeden Fall Sorgfalt vor Schnelligkeit“, sagte Stricker.

Klar ist, dass die Steuerzahler für einen Großteil der Sanierungskosten aufkommen müssen. Wie groß der Schaden tatsächlich ausfällt, ist offen, denn es ist unklar, wie viele der komplizierten Kreditgeschäfte tatsächlich platzen. Wird das problematische Geschäft an Private verkauft, dürfte dafür ein fetter Abschlag fällig sein. Entwickelt sich die Finanzmarktkrise schlimmer als erwartet, begrenzen Hamburg und Schleswig-Holstein so ihre Verluste. Entwickelt sie sich weniger schlecht, zahlen sie drauf, weil der Abschlag zu hoch war.

In der Politik und in Finanzkreisen wird derzeit intensiv über mögliche Fusionen von Landesbanken diskutiert. Für die HSH Nordbank käme als Partnerin die Norddeutsche Landesbank (Nord LB) in Frage. Doch eine Sprecherin der HSH Nordbank winkt ab: Der Vorstand arbeite an einem Geschäftsmodell zur strategischen Neuausrichtung des Instituts, das ihm weiterhin ein eigenständiges Operieren am Markt ermögliche.

Die Sprecherin wies einen Bericht des Spiegel zurück, nachdem die Nordbank vor zwei Wochen „am Abgrund“ gestanden habe. Ihre Bank habe einen „ausreichenden Liquiditätspuffer“ gehabt, bevor ihr vom Soffin bis zu 30 Milliarden Euro Kreditgarantien zugesagt worden seien.