Die Spirale der Gewalt : Rache, Vergeltung und Krieg
Trauer, sagen die Offiziellen im spanischen Inland und im „zivilisierten“ Ausland vor Mikrofonen und hinter Rednerpulten, sei angesagt, erschüttere sie! Dann blicken sie auf, richten ihren Blick auf ein imaginäres Ziel und versprechen Rache, Vergeltung und Krieg, „dem Terrorismus“!
Jeder von ihnen hat bereits seine Version und seinen Schuldigen im Visier, die einen die ETA, die anderen al-Qaida und die Dritten arabische Islamisten. Schon beim Luftholen für die Kondolenzbezeugung sondieren sie das politische Terrain, um opportunitätsbewusst die richtige Auswahl zu treffen. Für Aznar kann’s nur die ETA gewesen sein – in drei Tagen soll gewählt werden –, und für Bush waren es Bin Laden und al-Qaida. Er braucht die Bestätigung für seinen maßlosen Krieg gegen den Terror – seine Sympathiewerte sind im Keller und er hat einen starken Präsidentschaftskonkurrenten im Kreuz. Hätten Sie doch geschwiegen. […]
In meine Erschütterung über das Ausmaß und die Brutalität des Anschlags mischt sich die Abscheu vor diesen Politikern und deren Instrumentalisierung des Leids und der Trauer der Menschen für ihre kurz- und längerfristigen Politikziele.
Wer immer und mit welcher Begründung dieses Massaker geplant und ausgeführt hat, es war ein heimtückischer, gnadenlos brutaler Angriff auf ahnungslose Menschen – willkürlich war er nicht, wenn auch die Opfer willkürlich getroffen wurden. […]
Warum nur fällt mir in diesem Zusammenhang das Unwort Kollateralschaden ein? Ja, das wird es sein! Es ist die Spirale der Gewalt! Das Echo auf Bomben aus der Luft und Panzern in den Gassen sind Sprengsätze in Verkehrsmitteln, Einkaufszentren und auf Marktplätzen, je größer die Zerstörung, umso erfolgreicher der Einsatz – auf beiden Seiten! So wenig es Soldaten belastet, Bombenteppiche über bewohnten Städten abzuladen, Raketen in Wohnhäuser, Basare, Hotels, Botschaften, Arzneimittelfabriken und Krankenhäuser zu schießen oder Plastik-Minen in Spielzeugformat über öffentlichen Plätzen und Parkanlagen abzuregnen, so weit entfernt sind jene Verbrecher von ihren Opfern, welche Attentate, wie jenes in Madrid begehen!
LUISE NOMAYO Parkstein-Hammerles