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Archiv-Artikel

Mit Quark in den Beinen

Nordmilch hofft und vertraut auf Besserung der medialen Situation: Deshalb lässt der Bremer Molkerei-Gigant sein Team Milram auch im kommenden Jahr wieder aufs Rad steigen. Und weil ein Bruch der Verträge zu teuer gekommen wäre

VON BENNO SCHIRRMEISTER

Selten kommt es vor, dass ein Unternehmen eigens mitteilt, dass es einen Vertrag hält. Aber es kommt vor, und nicht nur in Kleinstbetrieben: Die Bremer Nordmilch ist mit vier Milliarden Kilo verarbeiteter Milch sogar Branchenführer. Und leistet sich als letztes deutsches Unternehmen einen Radrennstall. Bis zum31. Dezember 2009 laufen die Verträge. Zehn Tage, nachdem die Rennstall-Leitung angekündigt hatte, am 7. Januar das Team Milram 2009 vorstellen zu wollen, hat nun der Mutterkonzern per Pressemitteilung erklärt, „dass die Mannschaft 2009 als Team MILRAM startet“.

Aha. Und? Noch irgend etwas? „Darüber hinaus können wir keine Aussagen machen“, so Nordmilch-Sprecherin Godja Sönnichsen, außer „dass wir prüfen werden, ob unser Engagement im Radsport noch Sinn macht“. Oder vielmehr nicht.

Letzteres ist eine Überzeugung, die in der Genossenschaft zunehmend Anhänger findet. Und im Vorstand ist es, so wispert’s aus dem Inneren des klobigen Baus in der Bremer Flughafen-Allee, seit dem unfreiwilligen Fortgang von Radsport-Fan Martin Mischel, nicht einmal mehr bloß Mehrheitsmeinung. Sondern Konsens. Hinter den Kulissen ist im vergangenen Monat daher offenbar fieberhaft nach Möglichkeiten eines sofortigen Ausstiegs gesucht worden. „Im Hinblick auf den Ausfall wichtiger deutscher Rennen und den Ausstieg von ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung der Tour de France“, heißt es entsprechend in der Pressemitteilung, habe man das „Sponsoring-Engagement“ noch einmal „auf den Prüfstand gestellt“.

Dabei scheint auch die Frage, ob man wenigstens die Sponsoring-Summe um die Hälfte, also fast vier Millionen runterdimmen könnte, Gegenstand vergeblicher juristischer Durchleuchtung gewesen zu sein – oder, in Sönnichsens Worten „konstruktiver Gespräche“ mit „unserem Partner Velocity GmbH“. Die wollten den Geldgeber jedoch nicht ziehen lassen. Aber dazu nichts Offizielles, denn es ist „unser gutes Recht, nicht zu allem etwas zu sagen“. Und bei der Überprüfung des Engagements? „Dabei ist herausgekommen, dass die Werte so in Ordnung sind.“

Seine Nachteile liegen allerdings auf der Hand: Die Sponsoring-Gelder fehlen für andere Werbe-Kampagnen. Dabei hat Nordmilch in den vergangenen Jahren viel Geld in Produktentwicklung investiert. Seit 2006 gibt es das Forschungszentrum Zeven, wo untersucht wird,wie der optimale Käse für Tiefkühl-Pizza beschaffen sein muss. Und, was man alles noch in die Milchprodukt-Regale der Supermärkte packen kann. Bloß: Wie stramme Radlerwaden kommunizieren sollen, dass Milram mittlerweile auch Paprika in den Quark rührt, ist wissenschaftlich noch ungeklärt.

Wer nicht weiß, der glaubt: Die Einhaltung des Vertrages erfolge, heißt es in der Nordmilch-Erklärung, „im Vertrauen und in der Erwartung“, dass sich die „mediale Situation“ des Radsports verbessert. Andere prophezeien für den 9. 9. 2009 den Weltuntergang. Nordmilch hat demgegenüber wenigstens eine hoffnungsfrohere Prognose.