Regierung macht Fußgängern Beine

Das Bundesverkehrsministerium zeichnet Städte wie Frankfurt und Dresden für gute Verkehrskonzepte aus

BERLIN taz ■ Fußgänger sind die am häufigsten vergessenen Verkehrsteilnehmer – dabei ist Laufen nicht nur klima- und umweltfreundlich, sondern auch gesundheitsfördernd. Das hat auch das Bundesverkehrsministerium erkannt und einen Preis ausgeschrieben, der Projekte für Mobilität in der Stadt fördern soll – bei denen Fußgänger und Radfahrer die Hauptrolle spielen. 43 Projekte aus 13 Bundesländern haben sich beworben; die besten 30 davon wurden am Montag in Berlin ausgezeichnet.

„Wir müssen den nichtmotorisierten Individualverkehr fördern“, sagte Verkehrsstaatssekretär Ulrich Kasparick. Angesichts der zur Neige gehenden Ölvorräte sei ein „Weiter so“ nicht möglich, zudem erfordere die demografische Entwicklung ein Umdenken auch in der kommunalen Verkehrspolitik.

Das versucht etwa die Stadt Frankfurt/Main, die für den Gründerzeitkiez Nordend ein umfassendes neues Nahmobilitätskonzept entwickelt hat – und dafür ausgezeichnet wurde. Die Erkenntnis: „Ohne Fußgänger läuft nichts“, so die Frankfurter Verkehrsexpertin Mona Winkelmann. Zudem habe man eine breite Bürgerbeteiligung organisiert. Origineller Ansatz dabei: Für ein Planungsforum wurden 40 per Zufall ausgewählte Nordend-Bewohner eingeladen – „damit nicht nur die Berufsbürger zur Bürgerversammlung kommen.“ Die Maßnahmen in Nordend sind vielfältig: So gibt es neue Querungshilfen, Tempo-30-Abschnitte, Parkbänke und verbreiterte Gehwege.

Bürgerbeteilung war auch der Stadt Dresden wichtig. So entwarf die Kommune ein Projekt, mit dem in der Innenstadt 1.000 neue Fahrradständer schnell und unbürokratisch aufgestellt wurden, um den Velo-Verkehr zu fördern. Die Dresdener konnten auf Dutzenden öffentlich ausgestellten Stadtplänen ihre favorisierten Standorte für die Fahrradbügel kundtun. Mit Erfolg: Jetzt wollen in Dresden weitere Gebiete Fahrradständer.

Einen anderen Weg ging das südhessische Viernheim. Die Stadt reaktivierte – mit Hilfen des Landes Hessen – ein von der Deutschen Bahn stillgelegtes Gleis für den Güterverkehr, das Viernheim mit Weinheim verbindet. Damit werden jährlich rund 6.000 Lkw-Fahrten eingespart, außerdem wurde die angedrohte Schließung des Regionallagers eines großen Chemiekonzerns verhindert.

RICHARD ROTHER