: Schutzzaun oder Trennungszaun
Kita-Elternrat vom Venloer Wall in Köln will Zaun um Spielplatz angeblich zur Sicherung der Aufsicht, nicht wegen Roma-Kindern. Rom e.V. hält das Argument für vorgeschoben
KÖLN taz ■ Die Stadtverwaltung soll dafür sorgen, dass das Roma-Projekt Schaworalle schnellstmöglich in den Räumen des Sharifeh-Jugendzentrums starten kann. Das beschloss gestern der Jugendhilfeausschuss. Einmütig wurde auch der Rom e.V. mit der Trägerschaft des Projekts beauftragt. Begleitet war die Sitzung von Protesten einiger Eltern, die dagegen sind, dass Schaworalle übergangsweise in eine Baracke auf dem Gelände einer Kindertagesstätte (Kita) zieht.
Zumindest fordern die Eltern laut Ulrike Schmidt vom Kita-Elternrat, dass aus Gründen der Aufsichtspflicht ein Zaun die Baracke von weiten Teilen des Grundstücks abtrennt. Die Erzieher der Kita hätten die Verantwortung für alle Kinder, die sich auf dem Gelände aufhalten – also auch für jedes Roma-Kind, das womöglich unbeaufsichtigt dort spielt. Gleichzeitig, so Schmidt, würde so ein Zaun die Kita auch zur Straße hin sichern, so dass die Kita-Kinder nicht einfach das Gelände verlassen könnten. Ein weiterer Grund für den Zaun ist laut Schmidt, dass die Eltern nicht wollen, dass die Spielgeräte, die sie angeschafft haben, von anderen – sprich: den Roma-Kindern – benutzt werden. Trotzdem könnten diese natürlich „nach Absprache“ auf dem Kita-Gelände mit seinen Spielangeboten spielen, sofern das altersmäßig überhaupt für die Kinder interessant sei.
Dass voraussichtlich eine neue Umzäunung des Kita-Geländes notwendig sein wird, sagt auch Klaus-Peter Völlmecke vom Kölner Jugendamt. Schließlich gelte es, die Kita-Kinder vor der Straße zu schützen. Und wenn Schaworalle in die Baracke ziehe, müsse der bisherige Zaunverlauf geändert werden – wie sei bislang allerdings noch völlig offen. Das hänge vor allem davon ab, mit welchen Altersgruppen Schaworalle in dem „Pavillon“ arbeite. „Wenn das Kinder im Kita-Alter sind, hätte ich schon Probleme damit, sie mit einem Zaun vom Kita-Gelände fernzuhalten“, sagt Völlmecke. Dagegen sei das Gelände für Kinder im Schulalter ohnehin wenig geeignet – und ein trennender Zaun in dem Fall vielleicht gar nicht schlecht.
Das glaubt Kurt Holl vom Rom e.V. allerdings nicht – „prinzipiell“ und weil er sich auch vorstellen könne, dass es den älteren Roma-Kindern gefallen und ganz gut tun würde, wenn sie sich zum Beispiel um den Garten des Geländes kümmern könnten. Im Übrigen wundere er sich, dass nun auf einmal die Aufsichtspflicht als Begründung für den Zaun herhalten müsse. „Uns haben die Eltern immer nur gesagt, sie wollten ihr ‚kleines Paradies‘ mit einem Zaun schützen“. Wenn es eine gesetzliche Notwendigkeit für den Zaun gebe, hätten sie das doch gleich sagen können, findet Holl – das hätte dann auch nicht so einen Besitzstand wahrenden „Beigeschmack“ gehabt.
Susanne Gannott