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Freier sind verantwortlich

betr.: „Nachsicht! Friedman“, taz Magazin vom 13. 3. 04

In der taz nun doch mal wieder einen nicht verharmlosenden oder nur halbherzig Stellung beziehenden Beitrag zum Thema zu lesen, hat mich zuversichtlich gemacht, dass der Kampf gegen diese Form der Gewalt vielleicht auch in dieser Zeitung entschlossene KämpferInnen findet.

Mich als Nichtjuristin würde noch interessieren, wieso eigentlich die Paragrafen zur Verfolgung von Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung nicht ausreichen, um Freier zu belangen, die – wie in einem früheren taz-Bericht erwähnt – auf die Bitte einer Zwangsprostituierten, eine bestimmte Stellung nicht machen zu müssen, weil sie dadurch Schmerzen erleide, lediglich zum Telefonhörer greifen, um sich beim Zuhälter zu beschweren. Eine klarere Form des Verstoßes gegen obigen Paragrafen kann es doch gar nicht geben – daneben stellt meines Erachtens diese Art der Reaktion ein eindeutiges Eingeständnis der Kenntnis über den Charakter der Zwangsprostitution dar. Ob das auf Friedman zutrifft, ist mir nicht bekannt. Die Ermittlungsbehörden sollten es jedoch herausfinden können.

Als völlig Unbekannte und somit völlig „Unhörbare“ appelliere ich auf diesem Wege an alle Frauen, die sich in einer öffentlich wahrgenommenen Position befinden, ein Frauenbündnis gegen die Verharmlosung oder das Verschweigen sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder zu schmieden. Besondere Verantwortung kommt dabei, wie auch Silke Burmester verdeutlicht, den Frauen in Politik und Medien zu.

Wobei auch erwähnt werden sollte, dass nicht „nur“ die unter dem „Titel“ Zwangsprostitution firmierende Form der Prostitution auf sexueller Gewalt basiert. Laut UN-Studie haben 90 Prozent aller Prostituierten in der Kindheit sexuelle Gewalt erlitten. Opfer sexueller Gewalt spüren oft ihren Körper nicht mehr – und offenbar stellt ihre zerstörte Sexualität für sie nurmehr eine Ressource dar. Ein Freier, der sich an ihnen austobt, profitiert somit von der vorangegangenen Folter (die Symptome der Opfer sexueller Gewalt entsprechen denen von Folteropfern). Kein Freier darf behaupten können: „Das hab’ ich nicht gewusst!“ Übrigens besonders unglaubwürdig aus dem Munde eines Journalisten und/oder Juristen – es sei denn, eines besonders inkompetenten, uninformierten. Und als solcher möchte doch wohl Friedman nicht gelten? […] SUSANNE HAGEMANN

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