Unermüdlicher Protest

Seoul: 600. Demonstration früherer Zwangsprostituierter

BERLIN taz ■ 13 Jahre dauerten die Verbrechen, 46 Jahre das Schweigen darüber, und inzwischen wird seit über zwölf Jahren für eine Wiedergutmachung demonstriert. Heute Mittag ist in Südkoreas Hauptstadt die 600. Mittwochsdemonstration ehemaliger Zwangsprostituierter der japanischen Armee. „Wir erwarten 500 Teilnehmende“, sagte Shin Hei-Soon vom „Koreanischen Rat für ehemalige Zwangsprostituierte“ zur taz. Weitere Proteste sind in Japan, Taiwan, den USA, Spanien, Belgien und Berlin geplant.

Seit Januar 1992 demonstriert in Seoul jeden Mittwoch eine Gruppe greiser Frauen samt UnterstützerInnen vor Japans Botschaft. Sie verlangen von Tokio eine offizielle Entschuldigung, eine offizielle Entschädigung sowie kritische Berichte in Japans Schulbüchern der von der Armee im Zweiten Weltkrieg begangenen Verbrechen an rund 200.000 Zwangsprostituierten aus asiatischen Ländern.

1991 hatte erstmals eine ehemalige Zwangsprostituierte aus Korea, woher 80 Prozent der Opfer stammen, das Schweigen gebrochen. Japans Regierung wies alle Schuld von sich, musste später aber aufgrund erdrückender Beweise die zentrale Rolle seines damaligen Militärs einräumen. Die Regierung entschuldigte sich halbherzig, organisierte einen privaten Entschädigungsfonds und spielte ansonsten das Thema herunter.

„Japan ignoriert die ganze Zeit seine Verpflichtungen“, kritisiert Shin. Um den Druck zu erhöhen, organisierten Frauengruppen im Dezember 2000 ein Tribunal in Tokio. Das sprach den früheren Tenno Hirohito als Hauptverantwortlichen schuldig. Die Regierung ignorierte das. Klagen vor japanischen Gerichten scheiterten bisher ebenso wie in den USA. SVEN HANSEN