: Wir machen uns für Powell hübsch
Schröder und Fischer setzen beim Berlin-Besuch des US-Außenministers auf Harmonie
BERLIn taz ■ Es ist der seltene Fall eines Besuchs, wo der Gast vor dem Gastgeber da ist. US-Außenminister Colin Powell traf bereits gestern auf dem Heimflug von Moskau in Berlin ein. Bundeskanzler Gerhard Schröder wird erst für heute Morgen von seiner Asien-Tour zurückerwartet. Das Gespräch der beiden am Vormittag – mit Joschka Fischer als Beisitzer – markiert den Höhepunkt im rot-grünen Werben um die USA nach dem Irakkrieg.
Der Amerikaner schickte bereits freundliche Worte. Bei einem Stopp in Bulgarien lehnte er gestern die Teilung Europas in „neu“ und „alt“ ab, wie sie US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld prägte. Powell sagte: „Unsere Vorstellung ist ein Europa, eine Nato, eine Allianz.“
Auch die Bundesregierung stellt bei den Gesprächen die Atmosphäre in den Mittelpunkt. „Es hat keinen Sinn, durch die ganzen Eingeweide noch mal zu gehen“, heißt es mit Blick auf den Streit über den Irakkrieg. Wenig kontrovers dürfte es auch beim Thema Terrorismus zugehen sowie beim Nahost-Friedensplan, an dessen Ausarbeitung die EU wie die USA beteiligt waren. Es bleibt der schwierige Weg zu einer Nachkriegsordnung im Irak – und Schröder hat bereits klargemacht: Er wird sich nicht verkämpfen, um der UNO eine zentrale Rolle zu sichern. „Konstruktiv-pragmatisch“ heißt der neue Kurs im Regierungssprech. Der Showdown im UN-Sicherheitsrat über den Krieg sitzt den Deutschen noch in den Knochen. Berlin möchte kein weiteres Mal gegen Washington antreten. „Es ist auf beiden Seiten das Interesse da, die Situation vom Februar zu vermeiden“, meint ein Beamter.
Aus Sicht der US-Regierung nimmt Gerhard Schröder in der Parade der europäischen Schmuddelkinder unverändert einen mittleren Platz ein: Der Deutsche rangiert wohl knapp vor dem französischen Kriegsgegner Jacques Chirac, aber deutlich nach Russlands Staatschef Wladimir Putin, an dessen herzlichem Verhältnis zu US-Präsident George Bush auch der Irakstreit nichts änderte. Joschka Fischer dagegen musste gestern in der Financial Times Deutschland lesen, wie diverse konservative US-Politiker gegen seine Hoffnung wettern, erster EU-Außenminister zu werden. Newt Gingrich etwa, in den 90er-Jahren Sprecher des Repräsentantenhauses und heute Rumsfeld-Berater, giftete: „Fast jedes Land wäre für diesen Posten besser geeignet als Frankreich, Deutschland und Belgien.“
PATRIK SCHWARZ