Statistische Bereinigung

Hartz-Konzept zeigt Wirkung: Arbeitslosenzahl steigt und Weiterbildungsträger werden in den Ruin getrieben

Der Weiterbildungssektor in Hamburg steht vor dem „schleichenden Zusammenbruch“. Darauf hat die Gewerkschaft ver.di hingewiesen. Wirkten Weiterbildungsmaßnahmen früher noch für den Hamburger Arbeitsmarkt „stützend und entlastend“, sind die Maßnahmen aufgrund der neuen Politik der Bundesanstalt für Arbeit drastisch zurückgegangen. „Es gibt kaum einen Weiterbildungsträger, der sich nicht in Betriebsänderungsmaßnahmen befindet“, sagt ver.di-Weiterbildungsexperte Roland Kosiek. „Wenn die Weiterbildung auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr gehalten worden wäre, hätte Hamburg keinen Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen.“

So lag die Teilnehmerzahl bei den neuen Kursen im ersten Quartal dieses Jahres nur noch bei 1148 TeilnehmerInnen. Im Vorjahresquartal waren es noch 3560 Menschen. Im April waren insgsamt 5400 Personen in Weiterbildungsmaßnahmen, im April 2002 waren es immerhin noch 7800 Frauen und Männer gewesen.

Schuld daran ist die neue Orientierung von Arbeitsamtschef Florian Gerster an den Vorschlägen der Hartz-Kommission, die allein auf eine schnelle Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt und auf eine Bereinigung der Arbeitslosenstatistik schiele. „So werden mehr kürzere, aber weniger nachhaltige Maßnahmen angeboten“, mahnt Kosiek. Maßnahmen würden daran bemessen, ob die Vermittlungsquote bei 70 Prozent innerhalb der sechs Monate danach liege. Eine Verlaufsquoten-Untersuchung des Berufsförderungswerks habe allerdings belegt, dass bei nachhaltigen Weiterbildungsmaßnahmen eine Integration in den Arbeitsmarkt oft erst nach zweieinhalb Jahren erfolge, dafür aber dann auf Dauer. Während bei den neuen Trainingseinheiten faktisch zwar ein schneller Erfolg eintritt, die Leute aber auch wieder schnell gekündigt würden. Und von den 789 ausgegebenen Bildungsgutscheinen sind bislang nur 233 eingelöst worden, weil sie keinen Hinweis auf Qualifizierung enthalten.

Die Entwicklung hat auf die Weiterbildungsträger „katastrophale Folgen“. Der ver.di-Experte rechnet, dass allein in Hamburg 1000 Arbeitsplätze bei den renommierten Weiterbildungsträgern (Grone, Rackow, SBB, DAA und BFW) bis zum nächsten Jahr verloren gehen können.

Für Kosiek hat der Erhalt der Infrastruktur bei den Weiterbildungsträgern Priorität. „Ich halte Weiterbildung für ein effektives Instrument der Arbeitsmarktpolitik.“ KAI VON APPEN