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Archiv-Artikel

Jeder Zweite kann Deutsch

Sprachmisere: Nach den Ergebnissen der dritten „Bärenstark“-Studie braucht jedes zweite Berliner Kind im Vorschulalter Förderung in deutscher Sprache. Böger reagiert nun mit Maßnahmenkatalog

von SUSANNE LANG

Die Hälfte der Berliner Kinder im Vorschulalter spricht so schlecht Deutsch, dass sie Sprachförderung benötigt. Jedes fünfte Kind muss sogar intensiv gefördert werden. Besonders schlecht schneiden Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache ab. 80 Prozent haben Sprachprobleme. Das sind die alarmierenden Ergebnisse der dritten „Bärenstark“-Studie, die Schulsenator Klaus Böger (SPD) gestern vorstellte.

Der Schulsenator machte zwei Gründe für das schlechte Abschneiden verantwortlich: einerseits eine nichtdeutsche Herkunft und andererseits bildungsferne Elternhäuser. Außerdem sprächen viele Eltern zu wenig mit ihren Kindern. Das Erlernen der deutschen Sprache sei jedoch, so Böger, Schlüssel zum Bildungserfolg. „Deutsch lernen ist keine Zumutung, sondern die notwendige Eintrittskarte für gesellschaftliche Integration.“

Während CDU und FDP dem Senator Tatenlosigkeit vorwarfen, kündigte Böger gemeinsam mit Barbara John konkrete Maßnahmen an. John will nach ihrer langjährigen Tätigkeit als Migrations- und Integrationsbeauftragte ehrenamtlich Sprachfördermaßnahmen im Kitabereich und der Schule weiterentwickeln. Für eine verbesserte Förderung wurden gut 700 zusätzliche Stellen für das Fach Deutsch als Zweitsprache (DaZ) geschaffen. Um den Anteil der Lehrer mit Migrationshintergrund zu erhöhen, sollen drei Prozent der Referendariatsplätze für Absolventen aus Nicht-EU-Staaten reserviert werden, die bisher nach dem Gesetz keine Lehrtätigkeit ausüben durften.

Neben einer Reform der Erzieherinnenausbildung kündigte Böger ein Bildungsprogramm für Kitas an. Ziel ist es, so Böger, die Sprachförderung zu intensivieren und zu systematisieren. Kinder sollen langfristig beobachtet, ihre Entwicklung soll dokumentiert werden. Angestrebt wird ein einheitliches Sprachniveau. Dieses soll nach der zweiten Klasse nochmals geprüft werden. Wer den Test nicht besteht, wird zurückgestellt.

Während der Türkische Bund Bögers Maßnahmen in weiten Teilen als „guten Wurf“ bezeichnete, forderten die Grünen konsequentere Förderprogramme. Die Maßnahmen seien bestenfalls ein erster Schritt.

„Bärenstark“ testet jährlich die Sprachkompetenz aller Berliner Kinder im Vorschulalter und wurde dieses Jahr zum ersten Mal in allen Bezirken durchgeführt. Brennpunkte bleiben die Bezirke Mitte mit dem Stadtteil Wedding sowie Neukölln.