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Archiv-Artikel

Zurück in den „Kalten Krieg“?

betr.: „Es klingt wie das Letzte, ist es aber nicht“ (Nach dem Krieg vergewaltigten russische Soldaten abertausende Frauen in Deutschland. Eine Anonyma erzählt davon im lakonischen Ton der Dietrich), taz vom 13. 5. 03

Zurück in den Kalten Krieg, und das in der taz im Jahr 2003, wer hätte das für möglich gehalten?

Renée Zucker rezensiert das zweifelsohne wichtige Buch einer Anonyma, die das Schicksal von Frauen beschreibt, die in Berlin zum Ende des Zweiten Weltkriegs von russischen Soldaten vergewaltigt wurden. Auch sie ist eine von Russen „Geschändete“. Die Rezension wird von einem Bild samt Untertitel begleitet, das einem die Sprache verschlägt: Ein Soldat sitzt im Halbschatten und hält die Hand einer Frau, der Untertitel lautet: „Anders als viele russische Soldaten flirteten die GIs erst einmal.“ Ich kann mir kaum ausmalen, welche Gefühle dieses Bild bei den vielen Frauen auslöst, die von amerikanischen Soldaten zum Ende des Zweiten Weltkriegs vergewaltigt wurden, auch das hat es gegeben!

Die „Schändung“ von Frauen gehört für viele Besatzer zur Eroberung dazu, egal zu welcher Zeit, egal wer der Sieger ist. Daher ist es wichtig, dieses Thema in der Öffentlichkeit zu diskutieren, und zwar aus Sicht der geschändeten Frauen, und nicht, um alte Muster von Gut und Böse zu bedienen. HEIKE KOITKA, Hamm