: Kita-Plätze ein Datenproblem
Nordrhein-Westfalen ist als Flächenland bundesweites Schlusslicht bei der Kinderbetreuung in Horten und Tagesstätten. Die Landesregierung sieht jedoch lediglich Mängel in der Datenerhebung
VON ELMAR KOK
Nordrhein-Westfalen belegt im bundesweiten Vergleich der Kinderbetreuungsplätze nur den vorletzten Platz. Das hat das Bundesamt für Statistik gemeldet. Das auf 1.000 Krippenkinder gerade mal 20 Krippenplätze kommen, nennt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) in Nordrhein-Westfalen, Udo Beckmann „ein familien- und bildungspolitisches Armutszeugnis“.
Und das Zeugnis wird mit den Jahren noch schlechter, behauptet Beckmann. Denn im Vergleich zu anderen Bundesländern wie beispielsweise Bayern bekämen die Kinder als Schüler einer nordrhein-westfälischen Grundschule auch noch 500 Stunden weniger Unterricht, sagt Beckmann. Da seit den PISA-Studien über die Lernleistungen von Jugendlichen bekannt sei, wie wichtig der Elementarbereich für die Bildungsentwicklung des Kindes sei, werde durch fehlende Betreuungsplätze eklatant gegen die Chancengerechtigkeit verstoßen, wirft Beckmann der Landesregierung vor.
Das Ministerium für Schule, Jugend und Kinder hält die Zahlen, die zu dem schlechten Ergebnis führten, schlicht für falsch. „Da ist der Vermerk, dass noch Daten hinzukommen, heruntergefallen“, sagt Nina Schmidt, Sprecherin des Ministeriums. Jedenfalls seien dem Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS) von den Jugendämtern nicht alle Betreuungsplätze gemeldet worden. Dass die Zahlen für drei bis sechseinhalbjährige Kinder nur Kindergartenplätze für 78,1 Prozent aller Kinder hergaben, sei auch ein Rechenfehler, erläutert Schmidt. Denn in NRW würden nur drei Kindergartenjahre analog zu den Schuljahren überprüft. Und damit könne in Nordrhein-Westfalen von „einer Bedarfsdeckung ausgegangen werden.“ Immerhin erreiche man so eine Quote von 97 Prozent, sagt Schmidt.
Leo Krüll, Sprecher des LDS will von Schlamperei mit den Zahlen nichts wissen: „Über nicht gelieferte Zahlen können wir auch nichts wissen“, sagt er. Woher das Bildungsministerium die neuen Zahlen haben könnte, weiß Krüll auch nicht. „Das müssen Sie schon das Ministerium fragen“, sagt er. Wenn einige Jugendämter noch Daten für 2002 nachgeliefert hätten, dann wüsste das LDS davon, sagt Krüll.
Die CDU im Landtag bemängelt an der Politik der Landesregierung, dass sie im Haushalt 120 Millionen Euro bei der Ausstattung von Tagesstätten gekürzt habe. Zudem kämen laut Statistischem Bundesamt auf 100 Kinder unter drei Jahren nur zwei Betreuungsplätze, so Thomas Mahlberg, jugendpolitischer Sprecher der CDU im Landtag. Für Ministeriumssprecherin Schmidt nur ein Problem der Datenerhebung, denn es kämen in anderen Einrichtungen auch jüngere Kinder unter, sagt sie.