: Tote bei Gefechten im Kosovo
Mindestens neun Tote und hunderte Verletzte bei Zusammenstößen zwischen Albanern und Serben. Gewalt nach dem Tod von albanischen Kindern eskaliert
PRIŠTINA taz ■ Die ethnischen Spannungen im Kosovo haben sich gestern gewaltsam entladen. Nach Berichten örtlicher Medien aus der zwischen Serben und Albanern geteilten Stadt Mitrovica wurden bei den blutigen Zusammenstößen mindesten neun Menschen getötet und mehr als 200 teils lebensgefährlich verletzt. Auch südlich der Hauptstadt Priština kam es zu Zusammenstößen zwischen beiden Bevölkerungsgruppen. Internationale KFOR-Truppen und Polizisten versuchten in Mitrovica einzugreifen und die Ruhe wiederherzustellen. Dabei wurde ein Polizeifahrzeug beschädigt, drei Polizisten wurden verletzt.
Auslöser der Unruhen war der Tod von zwei albanischen Jungen aus dem von Albanern bewohnten Dorf Cabra, das in der von Serben kontrollierten Nordregion des Kosovo liegt. Zwei Serben sollen am Dienstag Hunde auf vier Kinder gehetzt haben. Die Kinder sprangen nach Angaben des überlebenden Bruders eines der Jungen in Panik in den reißenden Ibarfluss. Ein 9-Jähriger und ein 11-Jähriger starben, der vierte Junge wird noch vermisst.
In der Nacht zu gestern demonstrierten Albaner in Mitrovica und versuchten, auf die serbische Nordseite vorzudringen. Gestern dann kam es zu den tödlichen Schusswechseln über den Ibar hinweg, der beide Stadthälften voneinander trennt. Serbische Lastwagenfahrer hatten am Dienstag wegen eines Mordanschlags auf einen Serben in Zentralkosovo die Straße nach Mazedonien gesperrt. „Wir protestieren gegen ständige Übergriffe auf Serben vonseiten der Albaner“, erklärten sie gegenüber der taz. Im Gegenzug blockierten gestern Albaner die Straßen nach Mitrovica. Auch die internationalen Truppen errichteten Straßensperren.
Nach der UN-Resolution 1244 gehört das Kosovo seit dem Einmarsch der Nato 1999 zwar noch zu Serbien, wird jedoch von einer UN-Mission als Protektorat verwaltet. Im Gegenzug hoffen die Serben auf eine Teilung des Kosovo und den Anschluss eines serbischen Teils an Serbien.
ERICH RATHFELDER