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Archiv-Artikel

Messe mal wieder am „Wendepunkt“

Am Donnerstag sollen die Wirtschaftsförderungsausschüsse Nachschlag für die Messe GmbH bewilligen. Zwar hatten die Startgelder für Fachmessen in den vergangenen Jahren kaum die gewünschten Effekte, trotzdem soll es sie weiter geben

Bremen taz ■ Knapp 770.000 Euro jährlich bekam die Messe GmbH in den vergangenen fünf Jahren, um den dringend gewünschten Fachmessen eine Art Starthilfe zu geben. „Anlauffinanzierung“, so der korrekte Name für den Geldsegen, den die Messeveranstalter untereinander aufteilten und mit dem die Bremer Messe eigene Risiken abpolstern konnte. Nun sollen in den kommenden fünf Jahren noch einmal Mittel in der selben Höhe zur Verfügung stehen. Begründung: ein „Wendepunkt in der strategischen Ausrichtung“ der Messe stehe bevor.

Man wolle sich, so steht es in der Vorlage für die Wirtschaftsförderungsausschüsse, in Zukunft weniger auf die Vermietung an fremde Messeveranstalter als auf die „Entwicklung von Eigenveranstaltungen“ konzentrieren. Das allerdings nicht zum ersten Mal. Es gehört zum Gründungsmythos der Bremer Messe, dass man hier mit der Kombination von Kongressen und Fachmessen ganz eigene Nischen besetzen und damit die längst etablierten Messestandorte anderswo mindestens an dieser Stelle einholen könne. In periodischen Abständen, so zum Beispiel 1997 und 2003, setzten daher die wechselnden Geschäftsführer der Messe GmbH auf eigene Themen. Zuletzt hieß es im Jahr 2003 vom aktuellen Chef Hans-Peter Schneider, er wolle „fünf neue dauerhafte Themen“ positionieren.

Einfach scheint das allerdings nicht zu sein, wie die Vorlage für die Wirtschaftsausschüsse offenlegt. Die groß angekündigten Eigenveranstaltungen „Mittelstandonline“ und „freshtival“ werden nicht oder nur in abgespeckter Form wieder veranstaltet. Beide wurden „den hohen Erwartungen“ nicht gerecht – obwohl sie aus dem in Rede stehenden Start-Topf bis zu 250.000 Euro erhielten. Außer Spesen ist nun nichts gewesen. Die Fahrradmesse „Fahrrad. Markt. Zukunft“ wurde über den für Anlauffinanzierung vorgesehenen Dreijahreszeitraum hinaus von Bremen gesponsert. Mittlerweile tritt die Messe Bremen hier selbst als Veranstalter auf. In den kommenden Jahren soll das Fahrrad-Event, so heißt es, Gewinn erwirtschaften. Da es sich aber um eine Eigenveranstaltung handelt, werden Technik- und Mietkosten der Hallen vermutlich nicht mit eingerechnet. Zusätzlich zu den Anschubmitteln verfügt die Messe-GmbH auch über Grundförderung von knapp einer Million Euro pro Jahr, aus der laufende Kosten für Betrieb und Personal gedeckt werden.

Nach wie vor zieht nur die „Fish International“ in größerem Umfang internationales Publikum an. Sie existiert schon seit Mitte der 90er, hat aber noch im letzten Jahr aus dem Start-Topf 50.000 Euro für Werbung und „Konzepterweiterung“ bekommen. Als vollen Erfolg stellt das Papier die „Bremen Classic Motorshow“ dar, die nach zwei Jahren als eines der „Flaggschiffe der Messe Bremen“ bezeichnet werden könne. Sie wurde im Jahr 2004 mit 250.000 Euro gefördert, könne aber auch mit erheblichen Besucherzuwächsen aufwarten. Durch Übernachtungen der auswärtigen Aussteller und Gäste stünden die steuerlichen Effekte für Bremen in einem soliden Verhältnis zur Förderung.

Als Botschaft des Papiers bleibt dennoch: Es wurden in den vergangenen fünf Jahren kaum neue Fachmessen auf den Weg gebracht. „Ohne weitere finanzielle Unterstützung ist eine Verbesserung der Stellung Bremens im deutschen Messe- und Ausstellungsmarkt kaum möglich“, lautet dementsprechend die Pistole auf der Brust der Parlamentarier, die den erneuten Geldfluss bewilligen sollen. Sollten die Abgeordneten zustimmen, ändern sie damit auch den Namen des Topfes: „Messe- und Veranstaltungsförderung“ soll die Haushaltsstelle heißen – das entspräche dann auch mehr den Gepflogenheiten, mit denen bislang und erst recht in Zukunft in diesen Topf gegriffen wird. Im kommenden Jahr nämlich soll daraus auch die Förderung des Deutschen Außenwirtschaftstages, eines zweijährig stattfindenden Kongresses, in Höhe von 100.000 Euro erfolgen. Der Wirtschaftssenator soll diese Summe aus Haushaltsgründen einsparen – da verschiebt er sie kurzerhand auf die Messe GmbH.

Elke Heyduck