: Jukebox
Schunkeln im Dschungel mit Lisa Fitz
Provokante Thesen machen sich immer gut. Hier kommt eine: Einer der zentralen Punkte der nationalen Popkultur ist der bayerische Flecken Eggenfelden. Denn von dort kommt 1.) Daniel Küblböck und wohnte 2.) lange Jahre ein Herr namens Robert Adé. Der war in den 70er-Jahren Bassist der vollkommen zu Recht vergessenen Hardrockband Bullfrog und später 18 Jahre lang Lisa Fitz. Also nicht Lisa Fitz persönlich, aber doch, wie er selbst vermeldet, ihr „Komponist, Texter, Fahrer, Garderobier, Fotograf, Grafiker, Psychotherapeut und Produzent“. Als Freund von Verschwörungstheorien und hiermit Entdecker der Eggenfelden-Connection wundert man sich also gar nicht, dass Lisa Fitz in der Dschungel-Show auftauchte, mit Costa Cordalis sang, mit Susan Stahnke zickte und (sic!) Daniel Küblböck die Kakerlaken aus dem Zopf zuzelte.
Ich besitze zudem den Beweis, dass all dies von langer Hand geplant war. Der Beweis heißt „Loonatic“, kostete 99 Cent und wurde von mir entdeckt in der Grabbelkiste der lokalen WOM-Filiale, die gerade ihr Programm enthemmt ausdünnt und alles, was nicht millionenfachen Absatz verspricht, aus den Regalen kickt. Dort blickte mich plötzlich Lisa Fitz an aus kajalumränderten Augen, die hervorstarren unter dem klimpernden Stirnschmuck einer exotischen Schönheit aus einem billigen Hollywood-Film, während der Busen amazonenhaft wogt. Schon 1993 schrie Fitz gewissermaßen: Holt mich hier raus! – aus diesem Elend.
Man hätte es also wissen können. Hätte man nur vorher schon „Loonatic“ gekannt. Nur: „Loonatic“ kennt keiner. Und das hat seine Gründe. Gute Gründe. Denn, wie CDs das so an sich haben, ist auch Musik drauf auf „Loonatic“. Die hat Adé geschrieben, die muss man gehört haben. Vor allem, um zu wissen, dass man sie besser nicht gehört hätte. So viel sei verraten: Fitz singt Englisch. Die Songs tragen Titel wie „Dance the Nights Away“ oder „Undercover Lover“. Und hören sich auch so an. Hier aber beginnt das Grauen erst. Aber genug: Diese Kolumne ist bereits ab 14 Jahre freigegeben und muss jetzt ins Bett. THOMAS WINKLER