: Autohandel im Space Park?
Ein Immobilienmann will auf dem Gelände ein Mobilitäts-Center aufziehen. Experten warnen vor dem Projekt, Senator Hattig hält es für „Schwachsinn“
taz ■ Jens-Peter Lüer glaubt an das „kleine Einmaleins des Marketing“: Damit seine Idee, ein riesiges Autohaus mit allem Pipapo im Space Park aufzuziehen, klappt, bräuchte man vor allem gute Werbung: „Dann bin ich überzeugt, dass das was wird.“ Nachdem Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) in der vergangenen Woche gesagt hatte, aus den geplanten Einzelhandelsflächen im Space Park werde nichts, verhandelt der Bremer Immobilienkaufmann Lüer derzeit darüber, auf der Gröpelinger Investitionsbrache mehrere Händler anzusiedeln, die alles rund um Autos und Motorräder anbieten sollen.
Offenbar mit im Boot: Der Haven-Höövt-Investor Frank Albrecht und Bremens ehemaliger Finanzsenator Ulrich Nölle, der sich als Vermittler für das Projekt andienen will. Bei der Space Park KG verhält man sich abwartend zum Projekt. Geschäftsführer Martin Jochem lässt sich nur so viel entlocken: „Ich weiß, dass es diesen Vorschlag gibt – aber davon gibt es viele.“
Lüer denkt daran, das gesamte Areal, für das bislang im Space Park kein Ankermieter aus dem Einzelhandel gefunden wurde, mit Kaufbarem rund um die Mobilität vollzustellen. Dabei geht es um eine Fläche von 44.000 Quadratmetern – das entspricht fast der Größe von fünf Fußballfeldern. Der als „Einkaufszentrum mit Rakete“ gedachte Space Park hat bislang 600 Millionen Euro gekostet. Davon kamen allein 150 Millionen aus Staatsmitteln.
Lüer meint, der derzeit strauchelnde Einzelhandel habe den Trend zur Größe längst vorgelebt: „Vor 20 Jahren gab es auch fast nur Tante-Emma-Läden zum Einkaufen.“ Die Kunden sollen nach seiner Aussage auch aus Hannover oder Osnabrück kommen, nebenbei den klasse Entertainment-Rummel im Space Park besuchen – und vielleicht, ja vielleicht, sogar zum Auto-Shoppen irgendwo in Bremen übernachten.
Lüers Konzept stammt aus den USA: Danach sollen sich möglichst viele Marken auf einem Fleck konzentrieren und so Käufermassen anziehen. Ex-Senator Ulrich Nölle sprach in buten un binnen davon, nicht Marken, sondern Fahrzeugtypen zu konzentrieren, beispielsweise „Geländewagen“ oder „Gebrauchtwagen“. Die Eröffnung soll laut Lüer „parallel mit der des Entertainment-Bereichs stattfinden“. Dort ist ein Pre-Opening noch im Dezember dieses Jahres geplant.
Experten halten von dem Konzept allerdings herzlich wenig. Im vergangenen Jahr sei das einzige Zentrum dieser Art in Deutschland, Auto Becker in Düsseldorf, geschlossen worden, sagt Helmut Blümer vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). „Bei Becker gab es alles – von Kia über Nissan bis Rolls Royce.“
„Aber die Zeit ist vorbei“, sagt der Pressemann des Autohändler-Verbandes, Helmut Blümer. Der Grund: Einerseits setzten die Kunden auf Exklusivität, andererseits gingen sie mit sehr klaren Vorstellungen zum Händler. „Die haben sich ihren Wagen meist schon im Internet ausgeguckt“, erklärt Blümer. Die „Motormeile“ bei München, die DaimlerChrysler derzeit bei München baut, sei nur deshalb so erfolgreich, weil der Konzern genug Geld in die Werbung buttern könne. Blümer: „Bei einem selbstständigen Unternehmer wäre die Fahne auf Halbmast.“
Der Autohandel in Deutschland habe „nichts mit US-Verhältnissen zu tun“. Die Branche durchlaufe gerade eine schwere Krise. Und, so warnt der Mann vom Branchenverband weiter: „Im Autogeschäft Geld zu zersägen, das kann sehr schmerzhaft sein.“
Und noch einer bezweifelt inzwischen das Projekt. Bremens Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) teilte Ende letzter Woche in der ihm eigenen kurzen und knappen Diktion mit, was er von dem Vorschlag hält: „Schwachsinn.“ksc