: Jugendknast: Nichts für Sozialromantiker
Wie die Zukunft des Bremer Strafvollzugs aussieht ist noch unklar. Aber ein Teil der Jugendlichen zieht schon mal um
Bremen taz ■ Die Zellen-Türen aus dem Jugendknast im Blockland sind schon umgezogen in die ehemalige „Weiberanstalt“ auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt (JVA) Oslebshausen. „Steuergelder sparen“, nennt das der Leiter des Bremer Knastwesens, Manfred Otto. Anfang April kommen auch diejenigen, die hinter diesen und anderen Türen eingesperrt werden: 90 Insassen des Jugenduntersuchungshaft- und -strafvollzugs, die meisten im Alter zwischen 18 und 21 Jahren. Mehr als eine Übergangslösung könne das allerdings nicht sein, sagt Otto. Er gehe davon aus, dass in zwei Jahren der Bremer Strafvollzug neu geordnet sei: Die JVA Blockland gebe es dann nicht mehr. Die rund 35 jugendlichen Untersuchungshäftlinge wären in einem Neubau – dessen Finanzierung noch unsicher ist – untergebracht, die jugendlichen Straftäter würden nach Hameln verlegt. Doch dafür müssen erst einmal die Verhandlungen mit Niedersachsen abgeschlossen sein. Die ziehen sich hin, weil Bremen für die Aufnahme und die Betriebskosten nicht das ausgeben will, was Niedersachsen gerne hätte. Immerhin hat die große Koalition am Mittwoch gefordert, dass bis zum 30. Juni alles in trockenen Tüchern sein müsse.
Warum dennoch zuvor der Umzug stattfindet, versteht der Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Jan Köhler nicht. Er vermutet, das Niedersachsen „erpresst werden soll“. Ein Beleg sei, dass die 35 jugendlichen Straftäter aus Niedersachsen, die aufgrund eines Staatsvertrages in Bremen einsitzen, vorerst im Blockland bleiben. „Das Personal wird durch den Umzug nicht mehr“ und darüber hinaus müssten die Häftlinge zwischen beiden Standorten hin und her gefahren werden, weil sich die Ausbildung noch im Blockland befindet. „Das wird auf dem Rücken der Insassen ausgetragen“, so Köhler.
Für Anstaltsleiter Otto ist die momentane Situation jedoch eine Verbesserung. Weil in Oslebshausen die Gebäude weniger weitläufig seien, könne das Personal gezielter eingesetzt werden. Anders als im Blockland sei es möglich, in einem Trakt die Zellentüren offen zu halten – für diejenigen, die sich in der Vorbereitung auf den offenen Vollzug befinden. Dennoch müsste nach den derzeitigen Plänen eine Sozialarbeiterin 46 Männer betreuen – für den Einzelnen bleibt da nicht mehr viel Zeit. Auch die von vielen Seiten geäußerte Kritik, in Oslebshausen könne das Trennungsgebot – Erwachsenen- und Jugendvollzug müssen danach streng getrennt sein – nicht aufrecht erhalten werden, weist er zurück. Es ginge vor allem um die unterschiedliche Behandlung. Zu glauben, ein Jugendlicher würde durch den Kontakt mit erwachsenen Insassen negativ beeinflusst, hält er für „weltfremd“ und „Sozialromantik“. „Draußen haben die auch Kontakt zu erwachsenen Kriminellen.“ Es sei sogar denkbar, dass die Jugendlichen und Erwachsenen bei Fußballspielen gegeneinander antreten. Und an den Personalrat appelliert er, sich durch die ungewisse Zukunft für den Bremer Strafvollzug nicht die Arbeitsmotivation vermiesen zu lassen. Eiken Bruhn