: Mehr Geld und ein neues Gutachten
Universität antwortet mit 20-Punkte-Programm auf Dohnanyi-Kommission. Konzentration auf sechs bis sieben Fakultäten und Abbau von 15 bis 20 Prozent der Studienplätze. Und über fehlendes Geld will die Uni auch reden
Hochschulpolitik wird an den Hochschulen gemacht. Dieses Selbstverständnis vermittelte Uni-Präsident Jürgen Lüthje gestern, als er ein 20 Punkte umfassendes Zukunftsprogramm „Exzellenz und Vielfalt“ als Antwort auf das Gutachten der Dohnanyi-Kommission vorstellte, das der Akademische Senat am 8. Mai verabschiedet hatte. „Wir sind nicht auf Konfrontationskurs“, sagte Lüthje, viele Empfehlungen habe man übernommen. Viele auch nicht.
Erst mal wird zurückgegutachtet. So hatte der Dohnanyi-Bericht unter anderem die Halbierung der Geisteswissenschaften auf 25 Fächer und die Schließung von Soziologie und Journalistik angeregt. Dabei hatte die Kommission diese Fächer nicht qualitativ bewertet. Die Uni will nun alle ihre Fächer von internationalen Experten betrachten lassen und „erwartet“, dass der Senat hier „genügend Entscheidungsraum zur Sicherung und Förderung von Qualität und Exzellenz belässt“.
Die Dohnanyi-Kommission hatte die Gründung von dezentralen „Schools“ vorgeschlagen. Dem will die Uni von der Idee her folgen. So sollen die derzeit 18 Fachbereiche auf sechs bis sieben Fakultäten konzentriert werden: Bildungswissenschaften, Geistes-, Kultur- und Sprachwissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Rechtswissenschaft, Naturwissenschaften und Medizin. Allerdings sollen diese alle unter dem Dach der Universität bleiben, auch sollen die ursprünglichen Fächer als „Departments“ mit Selbstverwaltung bestehen bleiben.
Ebenso begrüßt die Uni die Empfehlung, die Studienbedingungen zu verbessern und nimmt dafür einen Abbau von 15 bis 20 Prozent der derzeit 8000 Studienanfängerplätze hin. Allerdings will sie hier eigene Schwerpunkte setzen und statt des Ausbaus der ohnehin schwach ausgelasteten Naturwissenschaften die „Vielfalt“ in den Geisteswissenschaften wahren. Die Uni mahnt in ihrer Stellungnahme an, dass Deutschland ohnehin zu wenig Hochschüler ausbilde. Ein Teil der künftig unversorgten Abiturienten, so Lüthje, werde auf den Lehrstellenmarkt drängen.
Das Thema Geld wurde lange nicht mehr erwähnt. Die Dohnanyi-Kommission geht davon aus, dass der Uni lediglich drei Millionen Euro fehlen, nimmt bei dieser Berechnung aber alle bis 2012 geplanten Strukturänderungen vorweg. Tatsächlich, so Lüthje, habe die Uni eine „zwei bis dreifach höhere Unterausstattung“ über deren Finanzierung man „reden müsse“. KAIJA KUTTER