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Archiv-Artikel

1.000 Meter tiefe Illusion

Prominente führen Besucher durch Stollen. Unter der Zeche Zollverein in Essen soll mit Hilfe von Sponsoren ein neuer Publikumsmagnet entstehen

„Zollverein muss sich zu einer positiven Marke für das Ruhrgebiet und einem Symbol für den Strukturwandel entwickeln“

VON PETER ORTMANN

Schwindelig wird den Besuchern auf Zollverein werden. Richtigen Ohrendruck müssen sie spüren. Das Ankerprojekt „Die zweite Stadt“ soll so 1.000 Meter tief unter dem Ruhrgebiet die Bewerbung der Region zur „Kulturhauptstadt Europas 2010“ unterstützen.

Auf der 14. Sohle des Weltkulturerbes Zeche Zollverein in Essen ist für 28 Millionen Euro ein neues touristisches Erlebniscenter geplant. Das soll durch Sponsoren finanziert werden. Gefunden sind sie noch nicht. „Keiner will Geld auf ein Konto fliessen sehen“, sagt Jürgen Fischer vom Kulturhauptstadt-Berwerbungsbüro in Essen. Es dürften ruhig auch geldwerte Sachleistungen sein. Gerade Investitionen in innovative Fördertechniken seien gesucht. Kein Wunder, sollen doch die Besucher tief unter der Stadt Essen einen neuen touristischen Magneten mit temporären Theater- und Kunstproduktionen erleben. Anschließend können sie, wenn das Ohrensausen wieder etwas abgenommen hat, mit einem Shuttle und viel Illusionstechnik die Entstehungsgeschichte des Ruhrgebiets miterleben. Für die Reise durch den Stollen werden prominente Führer wie Herbert Grönemeyer oder Rudi Assauer angeheuert, die den zahlenden Gästen etwas über das Leben einen Kilometer höher erzählen sollen. „Die Idee ist nicht utopisch“, sagt Wolfgang Roters, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ). Es gäbe einen Business-Plan, der im Prinzip durchsetzbar sei. Für die Entwicklung des neuen Gesichts vom Weltkulturerbe Zollverein seien Attraktionen sowohl über-, als auch untertage extrem wichtig.

Ein Besucherbergwerk wie ursprünglich einmal geplant, soll das aber nicht werden. „Wir machen dem Deutschen BergbauMuseum in Bochum keine Konkurrenz“, sagt Fischer. Mit im Förderkorb säßen bereits die Ruhrkohle AG (RAG), die eine Machbarkeitsstudie bezahlt hat und das Szenografiebüro Hassler in Hamburg. Die hatten seinerzeit auch die Planung für das Planet of Vision-Projekt in Bochum übernommen, dass wegen des Brandes in der Planetenlagerhalle aber gestorben ist. „Geld kriegen die aber nicht“, behauptet Fischer, die Szenografen in Hamburg seien einfach von der Idee begeistert gewesen.

Irgendwann soll „Die zweite Stadt“ auch das neue RuhrMuseum mit dem Besucherzentrum auf Zollverein ergänzen. Zollverein muss sich zu einer positiven Marke für das Ruhrgebiet und zu einem Symbol des Strukturwandels entwickeln“, sagt Kulturminister Michael Vesper (Grüne). Ein kürzlich ins Leben gerufener Lenkungskreis unter Vorsitz von Hans-Ludwig Brauser, Geschäftsführer der landeseigenen Projekt Ruhr GmbH, ist gerade dabei, die Arbeit auf Zollverein zu optimieren, damit auch das RuhrMuseum termingerecht Ende 2005 fertig wird. „Wenn das nicht auch eine Illusion bleibt“. Jürgen Fischer ist nachdenklich.