: Abdullah statt Abdul
Bei den Wahlen in Malaysia setzt sich der neue Premier Abdullah Badawi durch. Islamisten abgeschmiert
BANGKOK taz ■ Es war ein wahrer Coup: Malaysias Premierminister Abdullah Ahmed Badawi feiert einen Erdrutschsieg. Dass die Regierungskoalition „Nationale Front“ unter Führung von Badawis UMNO (United Malays National Organisation) bei dem jetzigen Urnengang eine Zweidrittelmehrheit im Parlament erhielt, war wenig überraschend. Doch dass es dem eher bescheiden auftretenden Badawi gelungen war, den von der islamistischen PAS (Parti Islam Se-Malaysia) seit 1999 regierten Bundesstaat Terengganu im Nordosten der malaysischen Halbinsel für die Regierungspartei zurückzuerobern, damit hatten die wenigsten gerechnet. Zunächst hatte es geheißen, auch die PAS-Hochburg Kelantan sei an die Regierung gefallen; offenbar verbleibt aber dieser Staat in Händen der Islamisten, wenn auch mit hauchdünner Mehrheit.
Nach bisherigen Angaben der Nationalen Wahlkommission verfügt das aus 14 Parteien bestehende Regierungsbündnis künftig über mehr als 190 der insgesamt 219 Parlamentsitze. Die Wahlen galten als erster Test für Premier Abdullah Badawi. Dieser hatte sein Amt erst vor knapp 5 Monaten von dem als autoritär geltenden Mahathir Mohammed übernommen, der 2003 nach rund 22 Jahren als Regierungschef zurückgetreten war.
Er danke Gott für den „riesigen Sieg“, sagte Badawi gestern bei seiner Vereidigung als alter und neuer Premierminister. Für die PAS hingegen, die ursprünglich gehofft hatte, mindestens noch einen weiteren Bundesstaat zu gewinnen, gilt das Ergebnis als herbe Niederlage. „Wir akzeptieren das Wahlergebnis und werden weiter im Namen des Islam kämpfen“, erklärte der sichtlich angeschlagene PAS-Parteichef Abdul Hadi Awang, der sogar seinen Parlamentssitz in Terengganu verloren hat. Für den Fall eines Wahlsieges hatten die Islamisten einen „Gottesstaat“ angekündigt.
Das Signal der Wähler, die islamistischen Hardliner in die Schranken zu weisen, kam nur zum Teil überraschend. Menschenrechtler und Frauengruppen hatten die vorgesehene Form der Scharia mehrfach öffentlich scharf kritisiert. Als größte Oppositionspartei galt die PAS dennoch lange als verschärfte Konkurrenz für die Regierung. Im November 1999 waren etliche mit Mahathir und der UMNO unzufriedene Wähler, hauptsächlich ethnische Malaien, zur Opposition übergelaufen. Verantwortlich war vor allem der autokratische Führungsstil Mahathirs, der die Islamisten dämonisierte und die malaiische Elite auf Kosten der ländlichen Bevölkerung förderte. Badawi scheint den als Reaktion auf Mahathirs Kurs begonnenen Trend zur Islamisierung nun gestoppt zu haben. NICOLA GLASS