friedrich küppersbusch: Intendant für einen Tag
Eine uralte Küchenregel besagt: Was zuerst auf dem Herd steht, ist auch als erstes verbrannt. Das gilt nach wie vor. Vor allem in Gerüchteküchen. Um einen Namen nachhaltig zu eliminieren, gilt es, ihn möglichst früh und nachdrücklich in die Debatte zu bringen. Deshalb hat Bild gestern den Journalisten „Friedrich Küppersbusch (47, ‚Zak‘)“ erwähnt. Als ersten heißen Kandidaten für die noch nicht ausgeschriebene Radio Bremen-Intendanz.
Wie es dazu kommen konnte? Nichts leichter als das: Der Rundfunkrat hat seinen Wunsch, im kommenden Jahr einen Nachfolger für Heinz Glässgen zu finden bekräftigt. Und Küppersbusch war zu einer Stippvisite in Bremen. Der Rest ist Handwerk: Wikipedia aufschlagen, kürzen, Foto raussuchen. Und einmal probieren, Küppersbusch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, fertig sind – uff! soooo viel Text!!! – 54 Zeilen. Er ist aber auch wirklich schwer zu erreichen, weil er sich im Dreieck Berlin-Dortmund-Köln bewegt: In Dortmund lebt er, in Berlin und in Köln ist seine probono-Fernsehproduktions GmbH angesiedelt. Aber immerhin: Eine Stellungnahme gibt’s zur Meldung über „Geheimtreffen in der Hansestadt“. „Kein Kommentar“, so Küppersbusch wörtlich.
Bild hatte offenbar das Bedürfnis, den laut Sandra Maischberger „besten Interviewer, den das deutsche Fernsehen je hatte“ noch vor Start aus dem Rennen zu werfen. Denn: Küppersbusch steht für eine politisch-aufklärerische Vision von Fernsehen. Und er motzt als einer der ganz wenigen aus der Branche nicht nur über Bild. Er hat sogar die völlige Irrelevanz des Massenblatts proklamiert: „Man muss es sich einfach leisten können, das nicht selbst anzufassen“, war im vergangenen Jahr ein schöner Satz aus Küppersbuschs Gastbeitrag zum Bildblog – in dem er bekennt, das Blatt „seit drei Jahren“ nicht mehr zu konsumieren. Ohne infolge des Verzichts unter Kompetenzproblemen zu leiden.
So weit sind wir hier noch nicht. Aber es ist klar: Ein bekennender Bild-Ignorierer darf aus deren Perspektive keinen gesellschaftlich relevanten Posten bekleiden. Nicht einmal die Intendanz der kleinsten deutschen Landesrundfunkanstalt. BES
FRIEDRICH KüPPERSBUSCH, 47, will bei der Bild keinen Kommentar über das „Geheimtreffen“ abgeben. FOTO: DPA
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