: berliner szenen Ode an Frau Dähne
Dieses Lächeln!
Frau Dähne! Aber wie erklärt man das? Vielleicht ja mit ihrem Lächeln. Frau Dähne hat nämlich ein wunderbares Lächeln. Mit einem leicht koketten Augenaufschlag, wenn sie einen so von unten anschaut. Zugleich mit einem warmen Grundton. Entspannen Sie sich, hier sind Sie willkommen, so scheint dieses Lächeln zu besagen. Und also entspannt man sich, schaut den Händen von Frau Dähne zu, wie sie Milchkartons, Joghurtbecher und (leider) manchmal auch Chipstüten am Scanner vorbeizieht, und ganz nebenbei zückt man schon mal beinahe gerne sein Portemonnaie. Wirklich! Denn Frau Dähne lächelt so weltwundermäßig nett, da gibt man gerne etwas zurück. Und was ist schon Geld gegen dieses Lächeln!
Das Besondere an Frau Dähne ist: Sie hat dieses Lächeln wirklich für jeden. Wie von selbst zaubert es sich in ihr Gesicht, egal, wer vor ihr an dem kleinen Warenfließband steht. Vielleicht muss hier betont werden, dass auch unsereiner sofort dieses stählerne Servicelächeln durchschaut, das man ja sonst immer kriegt und im Grunde nichts anderes besagt als: Na, womit kann man Ihnen denn heute das Geld aus der Tasche ziehen? So ist das bei Frau Dähne aber keineswegs. Jedesmal erwischt sie einen wieder neu mit ihrem Lächeln. Das kann doch gar nicht sein, denkt man schon, wenn man noch an der Käsetheke steht, und spätestens bei den Getränken nimmt man sich fest vor, sich diesmal nicht bezaubern zu lassen. Aber das klappt einfach nicht. Wenn man an der Reihe ist, spendiert einem Frau Dähne (so steht es auf ihrem Namensschild) schon wieder dieses Lächeln, das von der Kasse des Edeka-Marktes in der Gleditschstraße ganz Schöneberg, ach was, ganz Berlin überstrahlt. Keine Ahnung, wie sie das macht. DIRK KNIPPHALS