: Von Paraguay nach Zypern
Danny König verdient sein Geld mit Fußballspielen, doch seinen Namen findet man nicht in den Schlagzeilen. Der 28-Jährige tingelt abseits des dicken Geschäfts durch die Ligen der Welt
von MATHIAS LIEBING
Wenn das Telefon klingelt, kann es sofort losgehen, erzählt Danny König. Dann packt er seine Koffer, fährt zum Flughafen und steigt dort wieder aus, wo ein Verein Interesse daran hat, ihn und seine Fußballkünste unter Vertrag zu nehmen. „Und dann heißt es, auf den Punkt Leistung bringen.“ Die Regeln im Geschäft hat der 28-Jährige schnell gelernt, der seit einigen Jahren sein Geld mit dem Fußballspielen verdient. Flexibilität ist dabei genauso wichtig wie genaue Flanken schlagen.
„Als mein letzter Vertrag bei River Plate Asunción in der zweiten Liga Paraguays auslief, rief mich mein Berater an, ich solle nach Moskau kommen. Es gab dort mehr Geld und auch sonst klang alles sehr ansprechend“, erinnert sich König. So ließ er Mitte Dezember sein gemietetes Haus mit Pool in Asunción zurück, machte noch einen Zwischenstopp bei seinen Eltern in Friedeburg (Sachsen-Anhalt), um dann nach Moskau zu fliegen. Dort angekommen, ging es mit seinen potenziellen Mannschaftskollegen beim russischen Zweitligisten ins Trainingslager auf Zypern. „In allen drei Testpartien spielte ich allerdings direkt vor der Abwehr, wobei mir mein Berater zugesichert hatte, dass sie jemanden hinter den Spitzen suchen.“
Der Vertrag kam nicht zustande, aber nach den Fifa-Regeln hätte König innerhalb einer Saison ohnehin nicht zu einem anderen Verband wechseln dürfen. Dies fand er aber erst heraus, als er mit dem Oberligisten Anhalt Dessau über einen Transfer einig war, sein Manager kannte die Bestimmung offensichtlich nicht.
„Es gibt neben 92 deutschen Fifa-lizenzierten Spielerberatern noch etwa dreihundert weitere, die ihre Geschäfte ohne grundlegendes Fachwissen machen. Gerade in Fragen des Regelwerkes weisen Letztere nicht selten enorme Schwächen auf“, erzählt Thomas Hüser, Geschäftsführer der Vereinigung deutscher Vertragsfußballer (VdV). Die Spielergewerkschaft betreut in Deutschland fast 1.000 Mitglieder, und nicht nur die großen Bundesligastars profitieren vom Fachwissen der VDV. Hüser: „Unsere Beratung geht bis in den Jugendbereich, wo wir intensiv mit Eltern und den Spielern selbst sprechen. Wir vermitteln bei Interesse dann auch Kontakte zu Personen wie Frank Rost oder Michael Preetz.“ Denn noch immer existiere auf dem Markt eine große Unsicherheit, gerade wenn es um Vertragsverhandlungen gehe. Nicht selten nehmen unseriöse Berater bis zu 14 Prozent des Bruttogehaltes – 10 Prozent sind gestattet –, in manchen Fällen kassieren sie bis zu 20 Prozent des Handgeldes bei einem Wechsel. „Ohne dass die Jungs davon etwas wissen“, unterstreicht der VDV-Geschäftsführer, dessen Vereinigung auch Justiziare für Vertragsverhandlungen vermittelt.
„Aber die Situation auf dem deutschen Markt hat sich schon stark verbessert, da seriöse Vereine nur mit lizenzierten Beratern verhandeln“, sagt Danny König, der selber Kontakt zu mehreren Vermittlern hat. Das eher unfreiwillig – schließlich ist der 28-jährige offensive Mittelfeldspieler keine allzu lukrative Ware auf dem Markt. Ein Angebot von Bayern München bekomme er in nächster Zeit nicht, scherzt der Profifußballer, der sich abseits des großen Geschäfts bewegt. Daher muss er selbst Initiative zeigen: sich um Berater kümmern, Kontakte pflegen und die rechtlichen Veränderungen im Auge behalten.
„Gerade in den Klassen zwischen echtem Profifußball und reinem Amateursport bist du nur auf dich und dein Fachwissen angewiesen. Sonst machen die mit dir, was sie wollen“, erzählt König. Da ist er ganz Realist – oder besser zu einem solchen geworden. Denn in seinen ersten Jahren, in denen er nur vom Fußball lebte, sei alles zu rund gelaufen. „Das Geld reichte und Vereine hatten eigentlich auch immer Interesse. Da spielte es keine Rolle, dass ich noch nichts Richtiges gelernt hatte“, erinnert sich König, der vor seinem Wechsel nach Paraguay für knapp zehn Vereine kickte. Mit 24 kam zwischendrin ein Angebot vom FSV Hettstedt, einem Verbandsligisten in Sachsen-Anhalt, wo er eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten machen konnte. „Ich bin froh, dass ich das durchgezogen habe und somit keine Zukunftsängste haben muss.“
Im Gegenteil: König hat Pläne und will demnächst ein Fernstudium beginnen, um später in Richtung Sportmanagement gehen zu können. Doch zuvor macht er sich zu Hause bei seinen Eltern bis zum Sommer fit, um beim nächsten Probetraining voll da zu sein. Wo es hingeht, steht noch nicht fest. Es gibt Kontakte in die vierte deutsche Liga genauso wie nach Irland.