Telekom will radikal umdenken

Unternehmen kündigt auf der Hauptversammlung Schuldenabbau an. Kunde soll im Vordergrund stehen. Heute Millionenstrafe wegen Wettbewerbsbehinderung?

BERLIN taz ■ Die Deutsche Telekom will alles besser machen. „Wir werden komplett umdenken“, kündigte der Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke gestern auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Köln an. Während das „Jahr des Umbruchs“ (Ricke) bei den Ertragszahlen bereits positiv verläuft, dürfte die EU-Kommission heute eine Millionenstrafe wegen Wettbewerbsbehinderung gegen die Telekom verhängen.

Telekom-Konkurrenten, die komplette Telefonanschlüsse anbieten wollen, müssen in der Regel die dafür benötigte Telefonleitung vom Exmonopolisten mieten. Der Preis für diesen „blanken Draht“ ist immer noch höher als die Grundgebühr eines kompletten Anschlusses bei der Telekom, und die Wettbewerber müssen – anders als Endkunden – hohe Schaltungs- und Kündigungsentgelte bezahlen. Der Wettbewerb in diesem Bereich ist deswegen auch fünf Jahre nach der Marktöffnung noch nicht in Fahrt gekommen.

Heute – und damit eine Woche früher als geplant – soll das seit einem Jahr laufende Kartellverfahren mit einem Bußgeld in zweistelliger Millionenhöhe abgeschlossen werden. Die Telekom habe gegen EU-Wettbewerbsrecht verstoßen, sagte der EU-Generaldirektor für Wettbewerb, Philip Lowe, gestern am Rande einer Konferenz in Bonn. Es wird erwartet, dass die Kommission von der Telekom verlangt, den Großhandelspreis für die „letzte Meile“ zu senken.

Für 2003 plant das Unternehmen „mindestens eine schwarze Null“, das erste Quartal brachte bereits Gewinne. In den letzten sechs Monaten konnte die Telekom zudem ihren Schuldenstand von 64,3 auf 56,3 Milliarden Euro senken, bis Ende des Jahres sollen es 50 Milliarden werden.

Künftig soll nach den Worten Rickes zudem der Kunde im Vordergrund stehen. Auch das, so Kritiker, wäre neu. SPI