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Archiv-Artikel

Hamas-Eiferer auch in Deutschland aktiv

Liquidierung des Hamas-Führers Scheich Ahmed Jassin stimmt deutsche Sicherheitsbehörden bedenklich

BERLIN taz ■ Die Tötung des Hamas-Führers Scheich Ahmed Jassin hat auch die deutschen Sicherheitsbehörden alarmiert. „Eine kurzfristige Emotionalisierung ist nicht auszuschließen“, erfuhr die taz aus Sicherheitskreisen. Ob der israelische Militärschlag vom Montag auch Aktionen in Deutschland nach sich ziehe, könne aber „noch nicht abschließend bewertet werden“. In der Vergangenheit hatte die Hamas-Führung Anschläge in Drittstaaten abgelehnt. Doch sollte die Situation in Israel und den besetzten Gebieten eskalieren, dann, so die Befürchtung, könnte sich dies möglicherweise ändern.

Die Hamas – arabisch für „Eifer“ – zählt in Deutschland rund 300 Mitglieder. Ihr Schwerpunkt liegt in Berlin, wo die Islamisten über mehrere Anlaufstellen verfügen sollen. Als Treffpunkt von Hamas-Anhängern gilt vor allem das Islamische Kultur- und Erziehungszentrum im Berliner Stadtteil Neukölln. Die Mitglieder der Hamas, meist radikalisierte Studenten, werden von den Sicherheitsbehörden als gewaltbereit eingestuft. Sie sollen in der Lage sein, zumindest logistische Unterstützung für Terroranschläge zu leisten. Den Erkenntnissen zufolge hat die Hamas ihre Strukturen in Berlin wie auch im Bundesgebiet in den letzten Jahren ausgebaut. Bereits seit geraumer Zeit beobachten die Verfassungsschützer eine Zunahme der Propagandaarbeit.

Öffentlich in Erscheinung treten die Anhänger der „Bewegung des Islamischen Widerstandes“ in Deutschland kaum. Selbst an antiisraelischen Demonstrationen nahmen sie nur als Einzelpersonen teil. Eine feste Organisationsstruktur gibt es nicht, die Werbung von Anhängern findet hauptsächlich in Moscheen statt.

Oberstes Ziel der Hamas in Deutschland ist es, Geld für den bewaffneten Kampf in den palästinensischen Autonomiegebieten einzutreiben. Dafür soll bis zu seinem Verbot am 5. Juli 2002 durch Innenminister Otto Schily der Aachener Spendenverein „Al-Aqsa e.V.“ gedient haben. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums soll der Verein unter anderem Geld für die Familien von Selbstmordattentätern gesammelt und damit die Bereitschaft zu solchen Attentaten gefördert haben. Der Verein hat gegen das Verbot vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Klage eingereicht und einen vorläufigen Rechtsschutz erwirkt. Im Moment gehen die Spendensammlungen weiter, allerdings muss der Verein Rechenschaft über die Verwendung des Geldes ablegen. Eine Entscheidung des Gerichts steht noch aus. ANDREAS SPANNBAUER