Zweifel an Koexistenz

BUND diskutiert im Bürgerzentrum Deutz über Genfood, Kennzeichnungspflicht und Risiken für Ökobauern

Köln taz ■ Vor zwei Wochen stand Rainer Bilke vom BUND mit einer Riesentomate in der Schildergasse. Viele Kölner wollten mehr wissen über „Gentechnik, Richtliniendschungel und die Rolle der WTO“. Eine Informationsveranstaltung musste her. Am Mittwochabend fand sich ein knappes dutzend Leute im Bürgerzentrum Deutz wieder, um Bilkes Vortrag zu verfolgen.

Arne Schweinfurth von attac Köln unterstützte Agrarreferent Bilke mit Informationen zur Welthandelsorganisation (WTO). „Geht es um gentechnisch veränderte Organismen, so sind sich Globalisierungskritiker und Naturschützer schnell einig“, erklärte er. Ab April wird Genfood zwar europaweit kennzeichnungspflichtig sein. Schweinfurth fürchtet aber, dass die WTO das als Handelshemmnis ansehen könnte. Dann würden Europa Sanktionen drohen und die Verordnung könnte wieder aufgeweicht werden. Dabei sei eine Kennzeichnung das Mindeste, so Bilke. „Das neue deutsche Gentechnikgesetz, über das der Bundesrat gerade debattiert, würde Genprodukten die Koexistenz neben herkömmlichen garantieren“, so Bilke. Da sollten die Verbraucher selbst entscheiden können, was sie kaufen. Schließlich lehnen 70 Prozent der Deutschen Genfood ab. „Koexistenz, das ist doch pure Illusion!“, empörte sich eine Zuhörerin. Es sei doch nur eine Frage der Zeit, bis Genpollen auf Ökofelder flögen, Bioraps zu Genraps würde – für Ökobauern ein riesiger Schaden.

Und die Vorteile der Genprodukte? „Preisverfall und Höfesterben lassen sich damit auch nicht aufhalten“, so Bilke. „Gesundheitsrisiken dagegen, Allergien und Antibiotikaresistenz, sind heute noch gar nicht absehbar.“ Chancen, den Kühlschrank Genfood frei zu halten, sieht er unter anderem in lokalen Bündnissen, die gemeinsam Nahrungsmittel bei bekannten Bauern kaufen. Alina Fichter

ralf.bilke@bund.net