Durch Kanal und Koog

Wildschweine breiten sich in Schleswig-Holstein aus. Bauern und Jäger not amused

kiel/heide dpa ■ Wildschweine breiten sich in Schleswig-Holstein immer weiter aus. Mehrere Rotten seien bereits „im Begriff, das waldarme Dithmarschen zu erobern“, sagt Kreisjägermeister Volker Quade. Einzelne Borstentiere wurden sogar schon in den Kögen gesehen: „Knapp vor der Nordsee.“

Wie viele Wildschweine in Schleswig-Holstein leben, weiß niemand. „Bei nachtaktiven Säugetieren gibt es noch keine guten Schätzmethoden“, so Heiko Schmüser vom holsteinischen Wildtier-Katasteramt. Bekannt sei jedoch, dass trotz intensiver Jagd die Schweine mehr werden.

So erweitern die Tiere ihr Territorium allmählich über ganz Schleswig-Holstein und haben schwimmend selbst den Nord-Ostsee-Kanal als „natürliche Grenze“ überwunden. Die Borstentiere laufen weit: bis zu 30 Kilometer pro Nacht sind keine Seltenheit. In den Randbereichen des Kanals mit seinen Dickichten, Wäldern und Mooren finden die scheuen Tiere neue Lebensräume.

Die Freude der Jäger über die Ausbreitung der „Schwarzkittel“ ist jedoch gering. Denn sie bringen andere in Bedrängnis. Gleich ob Nester von Bodenbrütern oder auch mal ein junges Rehkitz: Wildschweine fressen alles, was ihnen zufällig vor die Schnauze kommt. Auch der Bauer ist sauer. „Sie gehen auf die Äcker und nehmen sich, was sie brauchen“, sagt Quade. Sie verwüsten Wiesen und Gärten, wenn sie auf der Suche nach Mäuse-Nestern und Würmern den Boden mit der Schnauze pflügen. Die Jäger müssten die Schäden in ihrem Forst aus eigener Tasche bezahlen.

Erstmals nach sechs Jahren gibt es 2004 wieder eine Untersuchung zur Ausbreitung der Wildschweine. Die Ergebnisse werden allerdings erst im kommenden Jahr erwartet.