: Ein Buch für Anne Frank
Kinder sollen aufschreiben, wie sie mit Ungerechtigkeit und Anderssein umgehen. Dann können sie an einem Wettbewerb des Anne Frank Zentrums teilnehmen. Und aus den Texten entsteht ein Buch
VON CHRISTIAN VATTER
„Mein Rezept gegen Wut
Gegen Wut ist Tanzen gut!
Also, um den Ärger zu vergessen:
Musik an und auch extra laut
Tanzen bis zum geht nicht mehr
Selber singen und auch springen.“ Meleke, 11 Jahre
17 Schüler der Anne-Frank-Schule in Mitte haben kleine Texte geschrieben. Im Tagebuch der von den Nazis ermordeten Schülerin Anne Frank lasen die Fünftklässler, dass diese ihre Wut unterdrücken musste, um nicht entdeckt zu werden. Dann schrieben die Schüler auf, wie sie selbst mit Wut umgehen.
„Ich war so wütend, dass ich ein Blatt Papier nahm und es zerriss.“ Jacqueline, 12 Jahre
Dieses Jahr wäre Anne Frank 75 Jahre geworden. Daher hat das Anne Frank Zentrum Berlin einen bundesweiten Schülerwettbewerb ausgeschrieben. Erster Preis ist eine Reise nach Amsterdam zum Anne-Frank-Haus. Ausgewählte Texte werden zu einem Buch zusammengefasst. „Wir wollen, dass Kinder nicht nur durch Schreckensmeldungen in den Nachrichten sind, wie Missbrauchsfälle oder Ähnliches“, sagt Michael Kruse vom Kinderhilfswerk, das den Wettbewerb mit 10.000 Euro unterstützt. Ziel sei, dass die Kinder zu Wort kommen und lernen, selbst für ihre Interessen einzutreten.
„Ich habe solche Angst, wenn ich grausame Bilder in den Nachrichten sehe. Dann bin ich froh, dass meine Familie da ist und mich tröstet.“ Lisa, 11 Jahre
Thomas Heppener vom Anne Frank Zentrum sagte bei der Vorstellung des Wettbewerbs: „Wir wollen das Thema positiv angehen: Heute stellen sich Kinder dieselben Fragen wie Anne Frank damals: Was kann ich spielen? Oder auch: Was will ich von Beruf werden?“ Und Kinder gingen viel einfacher mit Verschiedenheiten um. „Es geht ihnen nicht um Hautfarbe oder Religion, sondern darum, ob man zusammen schwimmen geht.“ Mit dem Buch könne man darstellen, wie sich Kinder Zusammenleben vorstellen und was sie bewegt.
„Ich finde Streit furchtbar, weil man sich danach so schwer vertragen kann. Wenn sich die Eltern streiten, bekommt man Angst, dass etwas passiert.“ Marlon, 10
An der Anne-Frank-Schule gibt es Projekttage zum Tagebuch. Die Schüler schreiben, malen und wollen ein Theaterstück aufführen über die Namensgeberin der Schule. „Wir nehmen das Buch als Ausgangspunkt: Was schreibt Anne Frank über Geburtstag, Freundschaft oder Angst?“, erklärt Lehrerin Petra Brosowsky. Dann sollen die Schüler eigenen Erfahrungen zu den Themen schildern. „Und sie stellen sehr viele Fragen.“ Die Schüler würden sich brennend für die Zeit damals interessieren und für Anne Franks Schicksal.
„Laut rumalbern durften sie auch nicht. Das war sicher nicht einfach! Wie konnte es Anne bloß ohne frische Luft aushalten?“ Theresa, 11 Jahre
Am Wettbewerb teilnehmen darf jeder zwischen 10 und 16 Jahren. Bis 30. 9. müssen die Texte beim Anne Frank Zentrum sein. Infos per Telefon: (0 30) 30 87 29 88 oder www.annefrank.de