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Archiv-Artikel

BSE made in Kanada

Nach dem Auftreten von Rinderwahn im Nachbarland verhängen die USA einen sofortigen Importstopp

TORONTO/NEW YORK dpa ■ Unmittelbar nach dem Bekanntwerden des ersten BSE-Falls in Kanada seit zehn Jahren haben die USA ihre Grenzen für sämtliche Importe von Lebendvieh und Fleisch aus dem Nachbarland geschlossen. Der Importstopp sei eine unbedingt erforderliche Vorsichtsmaßnahme, erklärte US-Landwirtschaftsministerin Ann Veneman. Er werde allerdings aufgehoben, sobald sich zeige, dass es sich tatsächlich nur um einen isolierten Fall handele.

Die Entdeckung des Rinderwahns bei einer acht Jahre alten Kuh in der westkanadischen Provinz Alberta hatte am Dienstag zu Turbulenzen in der nordamerikanischen Nahrungsgüterwirtschaft geführt. Die Kurse für kanadische Agrarwerte an den Börsen sackten ab. Kanada hatte jedoch versicherte, es handle sich um einen absolut isolierten Fall.

Kanadas Agrarminister Lyle Vanclief wies die Vernichtung der 198 Tiere umfassenden Herde an, aus der die erkrankte Kuh stammte. Genauso werde Kanada bei weiteren BSE- Fällen vorgehen, sicherte er zu.

Material für einen Test war dem geschlachteten Tier bereits am 31. Januar entnommen worden. Am vergangenen Freitag war die BSE-Diagnose bestätigt worden. Unklar blieb, wann und wie das Tier infiziert wurde. Die Inkubationszeit für BSE kann acht Jahre betragen. Nach Angaben des kanadischen Ministers war die geschlachtete Kuh nicht kommerziell genutzt, sondern vernichtet worden. Die Kuh habe auch keine Milch zum menschlichen Verzehr geliefert. „Ich möchte betonen, dass nichts von dem Tier in die Nahrungskette gelangte.“ Die entsprechende Farm nahe der Ortschaft Fairview sei umgehend unter Quarantäne gestellt worden.

Die USA – größter Abnehmer für Rinder und Fleischprodukte aus Kanada – entsandten Veterinäre zur Unterstützung der weiteren Nachforschungen nach Alberta. Anders als in Kanada, wo es 1993 bereits einen Fall von Rinderwahn gab, ist BSE in den USA bisher nicht aufgetreten. „Wir sehen zu diesem Zeitpunkt für keinen Verbraucher einen Grund zur Sorge über unsere Lebensmittelsicherheit“, sagte Veneman. „Ich habe vor, heute Abend ein Steak zu essen.“

Mit BSE verseuchtes Fleisch kann bei Menschen möglicherweise die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) auslösen, die das Gehirn angreift und das Gewebe zerstört. Der erste BSE-Fall in Kanada war vor zehn Jahren bei einem Tier nachgewiesen worden, das 1987 aus Großbritannien importiert worden war.

Der neue Fall löste vor allem bei kanadischen Viehzüchtern Ängste aus. Für die Provinz Alberta ist die Rinderzucht ebenso bedeutend wie für den US-Bundesstaat Texas. Rund 5,5 Millionen Rinder leben in Alberta – und nur 2,2 Millionen Menschen.