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Archiv-Artikel

Husch, husch, Hasso – ab ins Lesekörbchen!

Ein neuer Trend auf der Leipziger Buchmesse: Hundebücher zum Vorlesen für unsere vierbeinigen Lieblinge

LEIPZIG taz ■ Hunde, denen vom frühen Welpenalter an regelmäßig vorgelesen wird, bilden ihre kognitiven Fähigkeiten besser aus als ihre „unbelesenen“ Artgenossen. Das haben Langzeitstudien ergeben, die seit den Achtzigerjahren am tierpsychologischen Institut der Universität von Ohio durchgeführt werden. Demnach passen sich „literarisch geprägte“ Hunde spürbar einträchtiger ihrer Umgebung an. Sie sind folg- und genügsamer, lern- und apportierbereiter und im Durchschnitt dreimal schneller stubenrein als Hunde, denen nie vorgelesen wird.

Diese Erkenntnisse publizistisch umgesetzt hat vor drei Jahren als erster deutscher Verlag die Wismarer Edition Hundeleben. Bis dahin hatte das mecklenburgische Verlagshaus sein Hauptgeschäft mit hundemedizinischer Fachliteratur bestritten. Mittlerweile setzen die Wismarer ausschließlich auf die schöne Vorleseliteratur für Hunde. Und sind damit „auf eine nicht unerkleckliche Nachfrage“ gestoßen, so Verlagsleiter Mirko Rutschky gestern auf der Leipziger Buchmesse. Der Hundeleben-Stand besteht dieses Jahr aus einer überdimensionalen Hundehütte im Kellergeschoss der Halle 3. Augenfälliger Mittelpunkt in dem rustikalen Ensemble ist die Hundewiese. Ein 100 Quadratmeter großer Kunstrasen, auf dem man sich mit seinen schnauzfeuchten Lieblingen niederlassen und ihnen – getreu dem Messemotto „Leipzig liest!“ – aus den Hundebüchern vorlesen kann. Und diese Möglichkeit wurde am ersten Messetag gestern bereits weidlich genutzt. Konzentriert lauschten die Tiere den dargebotenen Geschichten. Gelegentlich meinte man sogar einen Hund an lustigen Stellen lachen zu sehen.

46 Titel umfasst das Programm des inzwischen auf 30 feste Mitarbeiter angewachsenen Hundeliteraturverlags. Die beißfest und feuchtigkeitsabweisend gefertigten Hartpappebücher tragen Titel wie „Bell, Bello, bell“, „Brave Püppi“ oder „Husch, husch ins Körbchen“. Dabei handelt es sich um einfache Geschichten, deren Inhalte eng an die Alltagsrealität von Hunden angelehnt sind. Alle Texte weisen eine große Vokaldichte auf, weil insbesondere die Vokale a und o von Hunden als angenehm gehört werden. Verfasst wurden die Geschichten bisher größtenteils nebenberuflich von Studenten der Tierlinguistik. Erstmals konnte jetzt der Verlag auch einige renommiertere Schriftsteller an sich binden. So gehört etwa „Potzblitz, der Postbote kommt“, die „heiter-bissige Erzählung“ von Peter Härtling, zu den Messerennern. Auch „Fass!“, die Geschichte einer spannenden Stöckchenjagd aus der Feder von Feridun Zaimoglu kommt bei Besitzern und Hunden gut an.

Neben den Inhalten legt der Verlag großen Wert auf die hundgerechte Ausgestaltung ihrer Pappbücher. So hat jede Buchseite eine Art Griffmulde, so dass sich begabtere Hunde nach kurzem Training eigenpfotig durch „ihr“ Buch blättern können. Duftpolster auf jeder Seite bieten den Tieren überdies interessante olfaktorische Anreize. Länger als eine halbe Stunde täglich sollte allerdings kein Hund mit Literatur behelligt werden, raten Hundeexperten. Die Aufnahmefähigkeit der Tiere sei eben doch begrenzt.

Mehr Informationen zum Thema „Vorlesen für Hunde“ gibt es tagsüber am Messestand der Edition Hundeleben sowie während der „Langen Nacht der Hundevorlesung“ morgen Abend ab 20 Uhr in der Hundepension Kuschel in der Leipziger Nonnenstraße. FRITZ TIETZ