: Aufsehen durch Tabubruch
betr.: „Peta-Aktion gegen Tiertötung gestoppt“, taz vom 20. 3. 04
Wir begrüßen, dass die Holocaust-Kampagne der Tierrechtsorganisation Peta zumindest in Deutschland gestoppt wurde. Wer Leid vergleicht, wird keinem der Leiden gerecht – weder dem der Menschen in den Vernichtungslagern noch dem der Tiere in der Intensivtierhaltung. Die Kampagne verletzt die Gefühle der Opfer und Hinterbliebenen der Naziverbrechen, schadet dem Gedanken des Tierschutzes und dient allein der Publicity der Organisation.
Durch die Gleichsetzung des Völkermordes an den Juden mit den Massenschlachtungen von Tieren werden keine Tierschutzanliegen transportiert, das zeigte die öffentliche Diskussion im Vorfeld. Die Kampagne lenkt von den katastrophalen Zuständen in der Intensivtierhaltung ab. Statt die Verantwortlichen für massenhaftes Tierleid zu benennen, wie Politiker, Intensivtierhalter oder Fleischindustrie, erregt sie Aufsehen durch den Tabubruch.
In einer Kultur, in der „der Jude als Tier“ zu den traditionellen antisemitischen Stereotypen gehört, ist es gerade in Deutschland unverantwortlich, mit diesem Bild für den Tierschutz zu werben. Tierschutzpolitische Erfolge lassen sich nur erzielen, wenn es gelingt, den Tierschutz zu einem gesellschaftlichen Anliegen zu machen.
MARLENE WARTENBERGGeschäftsführerin, Tierschutzorganisation Vier Pfoten e. V.