„Kein wirkliches Wechselklima“

CDU-Berater Peter Radunski sagt eine Fortsetzung der großen Koalition voraus und vermisst Selbstbewusstsein bei der SPD: „Sie lässt Henning Scherf ziemlich allein turnen“

taz: So ein öder Wahlkampf! Oder?

Peter Radunski: Der Wahlkampf entwickelt sich so wie erwartet: Bei den Bremerinnen und Bremern ist im Grunde kein wirkliches Wechselklima erkennbar.

Neulich sah eine Umfrage die CDU sogar vor der SPD – wenn das wahr würde, will Scherf zurücktreten, und die Rest-SPD könnte doch noch Rot-Grün installieren.

Im Moment wird ja dauernd gesagt, es gebe für die CDU nur eine Möglichkeit, wieder in der Regierung zu sein: nämlich wenn sie nicht Erster wird. Dem schließe ich mich nicht an. So wie ich die Bremer Politiker jetzt erlebt habe, ist da viel Vernunft und Verantwortungsbewusstsein im Spiel – man wird in jedem Fall eine Lösung finden, in Richtung große Koalition.

Halten Sie Schwarz-Grün für möglich?

In Berlin zum Beispiel ja, in Bremen aber nicht. Die Grünen stehen den Sanierungsnotwendigkeiten nicht so gegenüber, wie es eigentlich angezeigt wäre.

Was hat die Bremer CDU denn an Erfolgen vorzuweisen?

Als Juniorpartner hat sie es geschafft, aus der Sicht der Bevölkerung respektable Senatoren zu stellen. Sie hat den Wahlkampf in mobiler und geschlossener Form geführt. Drittens, und das zu meiner großen Freude: Der Anteil der Frauen auf der Kandidatenliste ist enorm hoch – das wird sich sicher auszahlen.

Wie bewerten Sie das Verhalten der SPD im Wahlkampf?

Für eine Partei, die einen Henning Scherf hat und die so lange regiert, hat sie in diesem Wahlkampf wenig Selbstbewusstsein gezeigt. Sie lässt ihren Henning Scherf ziemlich allein turnen. Da kommt für ihn von unserer Seite fast mehr Unterstützung.

Was sagen Sie zu dem Rat von Rot-Grün-Fans, CDU zu wählen in der Hoffnung, das werde die stärkste Partei, Scherf geht und der Weg wäre frei für einen Wechsel?

Ich halte das für hübsch erfunden. Ich glaube nicht, dass man massenhaft Wähler zu spitzbübischem Tun anstiften kann.

INTERVIEW: SUSANNE GIEFFERS