: „Esser hat gekämpft“
Prämienzahlungen waren bei Mannesmann-Übernahme keine Bedingung, sagt Ex-Vodafone-Chef Christ Gent
DÜSSELDORF rtr ■ Die umstrittenen Millionen-Abfindungen an das Top-Management des Mannesmann-Konzerns haben bei der Entscheidung für die spektakuläre Übernahme des Unternehmens durch den britischen Mobilfunkriesen Vodafone keine Rolle gespielt. Das jedenfalls sagte der frühere Vodafone-Chef Chris Gent gestern als Zeuge vor dem Düsseldorfer Landgericht: „Die Übernahme war durch die internationalen Kapitalmärkte und nicht durch die Prämien bestimmt.“
Gent lieferte in seiner Aussage zahlreiche neue Details: Unter anderem widersprach er Angaben des früheren Mannesmann-Chefs Klaus Esser, nach denen dieser keine führende Position im neuen Unternehmen angestrebt habe. Wie sehr Esser allerdings tatsächlich darauf gedrungen hat, blieb unklar. „Esser wollte Kochef werden“, sagte Gent zunächst. Später schränkte er jedoch ein, Esser habe nur „halbherzig“ nachgefragt, ob eine führende Rolle für ihn machbar sei.
Insgesamt bezeichnete Gent Essers Verhalten während der beispiellosen Übernahmeschlacht als „höflich und professionell“. Er habe allerdings „verzweifelt für die Unabhängigkeit seines Unternehmens und seine berufliche Karriere gekämpft“.
Das Gericht verhandelt seit Januar gegen sechs Mannesmann- Manager. Der Vorwurf: schwere Untreue oder Beihilfe dazu. Angeklagt ist unter anderem der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, der damals im Aufsichtsrat saß. Zudem müssen sich weitere Mitglieder des Kontrollgremiums und Exchef Esser verantworten.
Die Staatsanwaltschaft sieht die gezahlten Abfindungen und Boni im Gesamtvolumen von umgerechnet rund 60 Millionen Euro als ungerechtfertigt und überzogen an. Esser allein hatte rund 30 Millionen Euro kassiert. Gent betonte in seiner Aussage, mit Esser eine gütliche Einigung im Wege einer engen Kooperation von Vodafone mit Mannesmann angestrebt zu haben. Esser habe dies aber stets abgelehnt, obwohl es Andeutungen gegeben habe, dass der Mannesmann-Aufsichtsrat bereit sei, einem Geschäft mit Vodafone zuzustimmen. Esser selbst habe jedoch erklärt, für ihn sei das nicht akzeptabel.
Erst am 2. Februar habe der ehemalige Mannesmann-Chef aber doch eingelenkt und erklärt, eine Beteiligung von 49,5 Prozent an dem neuen Unternehmen sei akzeptabel. Esser habe dann offensichtlich auch Canning Fok, Geschäftsführer des Mannesmann-Großaktionärs Hutchinson Whampoa, über das Ergebnis informiert. Fok hatte die Prämie an Esser in Höhe von zehn Millionen britischen Pfund überhaupt erst angeregt. Gent sagte, Fok habe ihm die Zahlung des Geldes vor dem Hintergrund vorgeschlagen, dass Esser seinen Posten verlieren werde. Außerdem habe er darauf verwiesen, dass der Vorstandschef zu einer deutlichen Gewinnsteigerung für die Mannesmann-Aktionäre beigetragen habe. Daraufhin will Gent gesagt haben: „Wenn es erlaubt ist, wollen wir so schnell wie möglich Wunden heilen.“