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Archiv-Artikel

Streit um „Bruchbude“ am Offenbachplatz

Weil die Sanierung von Kölner Oper und Schauspielhaus laut Gutachten ziemlich teuer wird, will Schwarz-Grün prüfen lassen, ob ein Abriss und Neuaufbau an anderer Stelle finanziell günstiger wäre – für die SPD ein „barbarischer Akt“

KÖLN taz ■ Ob „Bruchbude“, wie es der grüne Peter Sörries formulierte, oder nur voller „erheblicher Mängel“, wie Ratsherr Franz Irsfeld (SPD) meinte – einig waren sich bei der Ratssitzung am Donnerstag alle: Schauspiel und Oper müssen von Grund auf saniert werden. Doch wie und mit welchen Perspektiven, darüber wurde heftig gestritten. Die Kölner aber können sich freuen: Mit der Sanierung der städtischen Bühnen wird auch die Neugestaltung des tristen Offenbachplatzes und die mögliche Tieferlegung der Nord-Süd-Fahrt verbunden, die die Innenstadt bislang in zwei Teile zerschneidet.

Grundlage der Diskussion war ein Gutachten der Planungsgesellschaft Gerling + Arendt. Die hatte das knapp 50 Jahre alte Riphahn-Gebäude gründlich untersucht (taz berichtete) und festgestellt: Schnellste Generalsanierung tut Not. Die geschätzten Kosten: Rund 140 Millionen Euro. Ein Neubau dagegen käme auf etwa 200 Millionen.

In einem gemeinsamen Antrag, der am Ende auch von der FDP angenommen wurde, forderte Schwarz-Grün ein „ergebnisoffenes Gutachten“, das auch Abriss und Neubau an einem anderen Ort, etwa dem Breslauer Platz, untersuchen soll. Dann könne die Stadt den bisherigen Offenbachplatz durch die Errichtung von Büro- und Einkaufshäusern oder Hotels kommerziell besser nutzen, so die Überlegungen. Das brächte das nötige Geld für die Bühnensanierung. Auch die Vermietung der Bühnen an ein privates Musical-Theater kam als neuer Nutzungsvorschlag. CDU-Fraktionschef Karl Jürgen Klipper stellte fest: „Die Finanzierung ist auch innerhalb des Haushaltssicherungskonzepts möglich und nötig.“

Der Hinweis von Sörries und Franz-Josef Knieps (CDU), der „Prüfauftrag“ nehme kein Ergebnis vorweg, konnte die Empörung des SPD-Kulturexperten Irsfeld nicht dämpfen. Für ihn war allein der Gedanke an den Abriss ein „barbarischer Akt“. Er erinnerte daran, dass die Stadt nach dem Krieg, als in der Innenstadt 90 Prozent aller Häuser zerstört waren, als erstes das Opernhaus baute – als „Symbol für den Wagemut der Kölner und die Verbundenheit zur Kultur“. Der Abriss des Hauses, das eine „hohe kulturelle Qualität besäße“, wäre eine „kulturpolitische Blamage“ für die Stadt. In ihrem Antrag forderte die SPD folgerichtig eine Neugestaltung von Offenbachplatz und Umgebung bei Beibehaltung der Bühnen an diesem Ort. Auf ihren von OB Fritz Schramma unterstützten Vorschlag, beide Anträge an den Kulturausschuss zur Beratung zu überweisen, konnte sich der Rat jedoch nicht verständigen.

Einigkeit herrschte dann wieder in einem anderen Punkt: Eine – mögliche – Kulturhaupstadt Europa 2010 ohne Theater wäre eine Schande.

Jürgen SCHÖN