: Fertig moderiert, und nun?
Zoff um Rescourcen: Die drei Fachbereiche Gestaltung, Bibliothek und Medientechnik der HAW sollen zur Fakultät „Design, Medien und Information“ zusammenschmelzen – mit kräftig abgespeckter Kapazität
von KAIJA KUTTER
Können Politiker beliebig viele Wünsche in Moderationsprozesse delegieren? Wohl nicht, wie das Beispiel der drei Fachbereiche Medientechnik, Bibliothek und Gestaltung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) zeigt. Der Hamburger Senat hatte im Juni 2003 in seinen „Leitlinien“ zur Hochschule beschlossen, dass die drei Fachbereiche auf dem Gelände der früheren Finkenauklinik zur Fakultät „Design, Medien und Information“, kurz DMI, verschmelzen sollen. Mit heftig reduzierter Kapazität: statt 426 soll es nur noch 350 Anfängerplätze geben.
Zur Beschleunigung des Prozesses wurde der Präsident der Stuttgarter Hochschule für Medien, Uwe Schlegel, als Moderator eingesetzt. Dabei herausgekommen ist ein Konzept, das eine Arbeitsgruppe Anfang Dezember Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) übergab.
Demnach soll es künftig unter einem DMI-Fakultätsdekan neun Studiengänge geben. Der Fachbereich Medientechnik würde die Studiengänge „Audiovisuelle Medien“ und „Event“ sowie „Medieninformatik“ anbieten. Der Fachbereich Bibliothek und Information (BuI) würde seine zwei Studiengänge mit allerlei Medienbezügen anreichern. Und die Gestaltung beließe ihren Textil- und Modebereich möglichst am alten Standort Armgartstraße und zöge nur mit den Studiengängen „Illustration“ und „Mediendesign“ in die Finkenau.
„Voller Selbstbewusstsein verweigerte man sich den Sparvorgaben und plante unter den Vorzeichen gleich bleibender Studienzahlen“, schreibt der BuI-Lehrbeauftrage Florian Marten in „mindmix“. Das ist die Nullnummer eines Fakultätsmagazins der noch gar nicht existierenden DMI, welches er mit Studierenden erstellte. Sollte Dräger in Sachen Finanzen „hart bleiben“, dann müsse das Strukturkonzept wohl überarbeitet werden. Denn nach Senkung der Anfängerzahlen ließen sich neun Studiengänge nicht rechtfertigen.
„Wir sind mit dem Konzept einverstanden“, erklärt denn auch Drägers Sprecherin Sabine Neumann. Nur in der Frage der Kapazitäten müsse man noch mal „nachdenken“. Darüber und über die künftige Betreuungsrelation befände man sich im Gespräch mit dem HAW-Präsidium.
Dies freilich war bis vor kurzem wenig handlungsfähig, erst seit 18. März gibt es mit Michael Stawicki nach anderthalb Jahren Führungsvakanz wieder einen Präsidenten, der sich nun erst einmal einarbeiten muss.
Große Sorgen um seinen Bereich Gestaltung macht sich daher Dekan Klaus Waschk. Die Zeichenschmiede an der Armgartstraße ist mit 1.300 Studierenden der größte im Bunde und soll laut Dräger-Leitlinien auch „prägend“ für die neue Medienfakultät sein. Dennoch soll sie laut Waschk schon in einer ersten Vorab-Streichrunde mit fünf von sechs Stellen den „Löwenanteil“ tragen. Auch stehe bei Gestaltern gerade ein Generationswechsel an. Waschk: „Bei uns werden die meisten Professorenstellen frei und einfach nicht nachbesetzt.“
Gegen Abbau spreche aber die hohe Nachfrage des Fachbereichs, der bei einem bundesweiten Ranking unter 300 Kunst- und Gestaltungsstudiengängen Platz 3 belegt: Etwa 1.000 Bewerber kommen auf 151 Plätze. Auch sei das Studium sehr beliebt, das zeige die durch Zulauf von anderen Hochschulen ungewöhnliche Minus-Abbrecherquote von 8,7 Prozent. Nun müsse, so Waschk, im Prinzip die HAW-Leitung einen Vorschlag für künftige Kapazitäten machen.
Hoher Bedarf, gute Chancen, auch andere führen Argumente an. „Es werden hier Leute gezwungen, gegenseitig die Messer zu wetzen, die sich nicht beurteilen können“, sagt ein Professor, der bereits erfahren hat, dass Dräger höchstens vier Studiengänge zulassen will und dies – sollte die HAW nicht mitziehen – im Oktober per „Fakultätengesetz“ festlegen wird. Allerdings zahle auch Dräger dafür einen Preis. „Er darf das Wort Autonomie nicht mehr gebrauchen.“